Ab 1939 sind die BMW-Motorräder in Eisenach gebaut worden, da man in München nur noch Flugmotoren fertigte. Ab 1941 wurden Wehrmachtsgespanne und andere Rüstungsgüter gebaut. Von Februar 1944 bis zum Februar 1945 zerstörten sieben schwere Bomberangriffe große Teile der Stadt und etwa 60 Prozent des Werkes. Nach schweren Artillerie-Beschuß besetzten die Amerikaner am 6. April die Stadt. Als sie abzogen, gingen auch die Direktoren der Firma mit in den Westen. Die Sowjetunion beschlagnahmte im Jahr 1945 die Gustloff-Werke (Simson Suhl) und die Fahrzeugwerke Eisenach AG (BMW) als “Liste C”- Rüstungsbetriebe. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Firmen blieb in Eisenach eine gewisse Arbeitsfähigkeit erhalten. Im zerstörten Werk mussten zunächst 25.000 m3 Schutt und 8000 t Schrott abtransportiert werden. Nach einem Befehl zur “Notproduktion” wurden Gegenstände des täglichen Bedarfs gefertigt. Beispielsweise wurden in wenigen Monaten 30.000 Handwagen hergestellt. Der Befehl der Sowjetarmee Nr. 93 vom 10. 10. 1945 sah dann die Fertigung von Motorrädern und PKW als Reparation vor. Zunächst wurden über 200 BMW R 35 zusammengebaut, für die Teile in einem Salzbergwerk bei Einstellung der Fertigung 1940 eingelagert worden waren.

Die R 35 (1945 – 55)

Im September 1946 wurde die SAG Awtowelo gegründet. Zu diesem deutsch-sowjetischen Eigentum gehörten u.a. noch das Werk von Fichtel & Sachs in Reichenbach, die Elite- Diamantwerke in Siegmar-Schönau und die Zentralversuchsanstalt der Auto Union in Chemnitz. Nach dem Befehl des SMAD Nr. 390 vom 13.8.1946 wurde das Eisenacher Werk in die SAG eingegliedert. In Eisenach wurden zunächst Fahrzeuge der Sowjetarmee repariert, Küchengerät und aus noch vorhandenen Teilen vor allem BMW-Gespanne und einige PKW hergestellt. Im Jahr 1949 wurden bereits wieder 4250 Stück BMW R 35 neu produziert und vor allem an Behörden und die Motorsport-Organisation der FDJ ausgeliefert. Die stabile, sparsame und zuverlässige Maschine hatte 14 PS und wurde oft als Gespann gefahren. Das robuste Bike mit Blechpressrahmen und Viertaktmotor wieß einen Hubraum von  350ccm auf. Ein Urteil des Landgerichtes Düsseldorf vom November 1950 untersagte die Verwendung des Namens BMW für die in Eisenach gefertigten Fahrzeuge. Ab Anfang 1951 hießen die Eisenacher Erzeugnisse EMW und der weiß-blaue Propeller wurde weiß-rot. Von der BMW/EMW R 35 wurden 1945 – 1952 etwa 41.000 Stück in Eisenach gebaut.  1952 folgte die verbesserte EMW R 35/2 mit neuer ölgedämpfter Telegabel und neuem Getriebe mit Fußschaltung, von der ca. 8000 Stück gebaut wurden. Schon ein Jahr später erschien die EMW R 35/3 mit gedämpfter Geradewegfederung des Hinterrades. Von diesem letzten Motorradtyp aus Eisenach sollen zwischen 50.000 und 66.000 Stück bis zur Aufgabe der Produktion zu Gunsten höherer PKW-Stückzahlen im Jahr 1955 gebaut worden sein. Etwa 27.000 Stück der R 35 gingen in den Export.

EMW R 35/3 beim Oldtimertrefffen in Pegau, Sachsen, 2016

EMW R 35/3 beim Oldtimertrefffen in Pegau, Sachsen, 2016

BMW 321 Cabrio beim Oldtimertreffen in Zeitz 2018

BMW 321 Cabrio beim Oldtimertreffen in Zeitz 2018

Der BMW 321

Der BMW 320 war im Jahr 1939 vom neuen Typ 321 abgelöst worden. Bis zur kriegsbedingten Einstellung der Produktion im Jahr 1941 wurden 3.637 Exemplare des BMW 321 in Eisenach gebaut. Bis 1952 waren alle BMW-Autos in Eisenach entwickelt und gebaut worden. Eine Ausnahme bildet nur der 3/15, der eine Entwicklung der britischen Firma Austin war. Schon 1945 wurden wieder einige Exemplare des 321 als Reparation für die Sowjetunion zusammengebaut. Die Herstellung des Typs sollte wieder anlaufen. Auf Befehl der Russen gruben 600 Arbeiter Pressen und vor allem die Werkzeuge für die Karosserieteile für BMW 321 und 326 auf dem zerstörten Gelände des Ambi-Budd-Werkes in Berlin-Johannisthal aus den Trümmern. Bald konnten auch alle Blechteile – nun in Eisenach selbst – wieder gefertigt werden. Von 1946 bis 1950 wurde das Auto als BMW 321/2 in der SAG Awtowelo in etwa 9.000 Exemplaren hergestellt, mehr als 5000 davon gingen als Entschädigung in den Osten.

Der BMW/EMW 327

1606 Cabriolets und 265 Coupés des BMW 327 wurden von 1937 bis 1941 in Eisenach gebaut. Andere Karossen, wie Limousine gab es für diesen Typ nicht. Nach der Umfirmierung der SAG Awtowelo zum Eisenacher Motorenwerk (EMW) und dem Übergang des Eigentums in den Besitz des Volkes der DDR im Jahr 1952 wurden Motoren und Fahrgestelle wieder in Eisenach gefertigt. Damit wurden im VEB Karosseriewerk Dresden (vorm. Fa. Gläser) in handwerklicher Arbeit bis 1955 etwa 500 Cabrios und 152 Coupés vor allem für den Export gebaut.

BMW 321 Baujahr 1946 in der Automobilen Welt Eisenach

BMW 321 Baujahr 1946 in der Automobilen Welt Eisenach

EMW 327 in der Automobilen Welt Eisenach

EMW 327 in der Automobilen Welt Eisenach

EMW 340 Limousine bei der Oldtimerfahrt "Via Regia" in Markranstädt, Sachsen, 2014

EMW 340 Limousine bei der Oldtimerfahrt “Via Regia” in Markranstädt, Sachsen, 2014

EMW 340 mit der damals üblichen Lackierung von Taxis bei der "Via Regia" in Markranstädt, 2013

EMW 340 mit der damals üblichen Lackierung von Taxis bei der “Via Regia” in Markranstädt, 2013

Der BMW/EMW 340

Im Juli 1947 wurde Martin Zimmermann neuer deutscher Direktor des Werkes. Er machte sich mit seinem Entwicklerteam sofort an die Arbeit, um einen PKW zu entwickeln, der vor allem als Dienstwagen für Behörden und auch in einer Kombi-Version beispielsweise für Handwerker konzipiert war. Ich kann mich noch an die großen meist schwarzen Taxis erinnern, die einen großen Teil der leipziger Taxi-Flotte ausmachten. Der 2-Liter-Sechszylinder leistete anfangs 55 PS. Der Wagen hatte vorn Einzelradaufhängung mit Quer-Blattfeder und Dreieckslenkern und hinten eine drehstabgefederte Starrachse. Der EMW wurde modellgepflegt und hatte später als 340/1 57 und als 340/2 60 PS. Schon 1949 wurde der Sportwagen 340-1 gebaut, der 80 PS hatte, und ein futuristisch anmutender Sportwagen mit Plexiglas-Kanzel wurde auf der Leipziger Messe vorgestellt. Ein Exemplar des Sportwagens wurde bei den Dreharbeiten zum DEFA-Film “Rivalen am Steuer” geschrottet. Schon 1951 wurden die neuen EMW 342 und 343 vorgestellt, die in Eisenach u.a. von Hans Fleischer konstruiert worden waren. Der EMW 342 besaß wieder die typische Doppelniere an der Front der Motorhaube und war nun auch an der Vorderachse mit Drehstäben ausgerüstet. Der EMW 343 hatte eine amerikanisch beeinflusste Formgebung mit recht großer Stoßstange und ebenfalls verchromten Kühlergrill. Das Fahrwerk war schraubengefedert und der Motor sollte 65 PS leisten. Die Sowjets genehmigten die Produktion des 342 ab 1952, die zum Großteil auch im Lande bleiben sollte. Doch es kam anders. Die AWTOWELO AG wurde an den neuen Staat DDR übergeben und der IFA unterstellt. Am 5. 6. 1952 firmierte das Werk zum VEB Automobilfabrik EMW Eisenach um und übernahm auf Weisung der IFA die Produktion des DKW F 9 aus Zwickau, der hier nun intern EMW 309 hieß. Mit dem Material für einen Sechszylinder-Viertakter ließen sich fast drei Dreizylinder-Zweitakter herstellen. Die Verantwortlichen der DDR, die in einer Massenmotorisierung nicht nur das Positive sahen, wählten kleine, leichte Zweitakt-Typen zur Großserie aus. Damit wurden für die nächsten drei Jahrzehnte die Weichen gestellt. Mit der Einstellung der Sechszylinder-Viertakter machte leider auch der Renneinsatz der auf diesem Motor aufbauenden Rennsportwagen nicht mehr viel Sinn. Das erfolgreiche Rennkollektiv wurde am 15.4.1957 aufgelöst. 

Triebsatz des EMW 340-2

Triebsatz des EMW 340-2

EMW 340-4 Krankenwagen im Fahrzeugmuseum Suhl

EMW 340-4 Krankenwagen im Fahrzeugmuseum Suhl

EMW-Rennsportwagen R 3-54, Baujahr 1954 Verkehrsmuseum Dresden

Fahrgestell des Rennwagens EMW R3 des Rennkollektivs Eisenach von 1956

Fahrgestell des Rennwagens EMW R3 des Rennkollektivs Eisenach von 1956

 

Das Rennkollektiv

Das VEB Automobilwerk Eisenach

Quellen: Konrad von Freyberg, Die Ausstellung, Verein Automobilbau-Museum Eisenach e.V., Kuratorium, Eisenach, 2007                                 Horst Ihling, Autorennsport in der DDR, Bild und Heimat Verlag, Reichenbach, 2013                                                                             Kirchberg, Peter, Plaste, Blech und Planwirtschaft, Die Geschichte des Automobilbaus in der DDR,                                                             Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann GmbH, Berlin, 2000                                                                                                               Suhr, Christian, Das Messealbum, DDR-Motorindustrie im Spiegel der Leipziger Messe, Motorbuch Verlag, Stuttgart, 2010