
Drei Generationen Fahrzeuge aus Eisenach: v.l.n.r. EMW 340, Wartburg 353, 312-300 HT und 313 Sport beim Pöhlbergrennen, 2014
Der F 9 (1953 – 56)
Der schon 1939 von DKW entwickelte und in Prototypen und Vorserienfahrzeugen hergestellte F 9 wurde in Zwickau ab 1950 in die Serienfertigung überführt. Im Jahr 1953 wurde die Produktion nach Eisenach verlegt und kurz darauf die Motorleistung des 900ccm-kleinen Dreizylinder-Zweitakters von 28 auf 30 PS erhöht. Zunächst wurden parallel noch die Viertakt-PKW EMW 340/2 und EMW 327/2 weitergebaut. Deren Produktion und die des Motorrades EMW R 35/3 wurde 1955 zugunsten einer höheren Stückzahl der Zweitakt-PKW eingestellt. Insgesamt wurden etwa 30.000 IFA F9 bis zum Jahr 1956 in Zwickau und Eisenach hergestellt.
Der Wartburg 311 (1955 – 65)
Im Jahr 1955 wurde der Wartburg 311 als Nachfolger des IFA F 9, welcher intern EMW 309 hieß, vorgestellt. Der Eisenacher Formgestalter Hans Fleischer hatte die Karosserie entworfen und der neue Typ wurde in kurzer Zeit konstruiert und geplant. Das Fahrgestell und der Antrieb waren aus dem F 9 weiterentwickelt worden, hatte nun u.a. eine andere Zündanlage ohne Verteiler und eine höhere Leistung von zunächst 37 PS aus knapp 900 ccm. 1960 wurde die Leistung auf 40 PS erhöht und 1961 der Hubraum auf 992 ccm. Der Motor, des auch als “Wartburg 1000” beworbenen Wagens, leistete nun 45 PS und hatte eine Kühlung mit Wasserpumpe. Die Motoren hatten eine verhältnismäßig niedrige Verdichtung von 1 : 7,5 und konnten deshalb mit dem preiswerten Benzin VK 79 (79 Oktan) gefahren werden. Die Fahrleistungen, beispielsweise die Höchstgeschwindigkeit von 125km/h, waren für die damalige Zeit gut, da beispielsweise die Limousine 311/1 nur 920 kg, der Camping 1020 kg wog. Der Dreizylinder-Zweitakter hatte eine größere Literleistung als die zeitgenössischen Viertaktmotoren. Zum Vergleich; Im Jahr 1954 wurde der Hubraum des Käfers von 1131 cm³ auf 1192 cm³ und dessen Motorleistung von 25 auf 30 PS erhöht. Ab 1961 hatte die Exportversion des Käfers 34 PS, die Standart-Version blieb bei 30 PS.
Anfang der sechziger Jahre wurde in Eisenach ein wassergekühlter Viertakt-Boxer-Motor für den Wartburg entwickelt, dessen Einführung in die Serienproduktion von der Partei- und Staatsführung aber nicht bewilligt. Auch die von 1960 bis 1962 bei der VVM-Automobilbau in Chemnitz entwickelten Wankelmotoren wurden nicht in die Serienfertigung übernommen, obwohl man noch 1962 aus juristischen Gründen sicherheitshalber Lizenzen von NSU gekauft hatte. NSU arbeite ebenfalls an solchen Motoren und baute ab 1964 einen der ersten PKW mit diesen Aggregaten. Insgesamt wurden zwischen 1955 und 1965 in Eisenach 247.368 Fahrzeuge des Typs Wartburg 311 hergestellt. Ein beträchtlicher Teil wurde exportiert, auch in das westliche Ausland. So wurden beispielsweise allein 1961 bis 1964 für England 737 Rechtslenker gebaut.
Wartburg 313 (1957-60)
In Eisenach wurde 1957, 1958 und 1960 und 1959 im VEB Karosseriewerk Dresden das m.E. sehr formschöne Sportcoupé Wartburg 313-1 hergestellt. Der 900ccm-kleine Motor leistete mit einer Zweivergaseranlage 50 statt 37 PS (bei der Großserie) und erreichte damit 140 km/h. Von den 469 Wagen wurde etwa ein Drittel exportiert, einige davon sogar in die USA. Vom bildschönen Wartburg P 100 mit Mittelmotor hatte Hans Fleischer auch eine Sport-Version den zweisitzigen Mittelmotor-Sportwagen Wartburg 313-2 entworfen. Es gab einige Versuchsmuster und Vorserienfahrzeuge, aber weder der P 100 noch dieser Sportwagen wurden zur Serienproduktion gebracht.
Wartburg 312 (1965-67)
Auch in der DDR wuchs der Bedarf an PKW in den sechziger Jahren stark an. Die Einkommen stiegen und das Auto gehörte immer mehr zur modernen Lebensweise. Die Produktion konnte mit der Nachfrage immer weniger schritthalten. Bei der Umstellung der Produktion auf den neuen Typ sollte deshalb die Produktion nicht ruhen. Ein wartungsarmes Fahrgestell mit Einzelradaufhängung mit langen Federwegen, das hohen Fahrkomfort auch auf schlechten Strassen ermöglichen sollte, war entwickelt worden. Ab 1965 wurde es unter die Karosse des Wartburg 311 geschraubt. Dieser ohne Produktionsunterbrechung eingeführte “Zwischentyp” hieß Wartburg 312 und ist heute als Oldtimer besonders beliebt, weil er die formschöne “altmodische” Karosse mit dem problemlosen und weich gefederten Fahrgestell umherfährt. Viele dieser Oldtimer wurden aber erst später aus 311er Karosse und 353er Rahmen zusammengestellt. Meist haben sie den 353er Motor mit 50 PS. Der originale 312er hatte 45 PS. Während die Limousine bereits 1966 vom Wartburg 353 abgelöst wurde, wurden “Eckheck”-Kombi und Camping noch bis 1967 weitergebaut. Insgesamt wurden 35.868 Wartburg 312 in den verschiedenen Karosserieformen hergestellt.
Quellen: Suhr Christian, Das Messealbum, DDR-Motorindustrie im Spiegel der Leipziger Messe, Motorbuch Verlag, 2010
der neue Wartburg (Fortsetzung)