Der F 9 (1953 – 56)
Der schon 1939 von DKW entwickelte und in Prototypen und Vorserienfahrzeugen hergestellte F 9 wurde in Zwickau 1950 in die Serienfertigung überführt. Im Jahr 1953 wurde die Produktion nach Eisenach verlegt und kurz darauf die Motorleistung des 900ccm-kleinen Dreizylinder-Zweitakters von 28 auf 30 PS erhöht. Die Umstellung der Produktion von anspruchsvollen Viertakt-PKW mit Sechszylindermotoren zu deutlich kleineren Wagen mit Zweitaktmotoren rief bei vielen Mitarbeitern in Eisenach Widerstand hervor, der bis zur Streikbereitschaft ging. Zunächst wurden parallel noch die Viertakt-PKW EMW 340/2 und EMW 327/2 weitergebaut. Deren Produktion und die des Motorrades EMW R 35/3 wurde 1955 zugunsten einer höheren Stückzahl der Zweitakt-PKW eingestellt. Insgesamt wurden etwa 30.000 IFA F9 bis zum Jahr 1956 in Zwickau und Eisenach hergestellt.
Der Wartburg 311 (1955 – 65)
Im Jahr 1955 wurde der Wartburg 311 als Nachfolger des IFA F 9, welcher intern EMW 309 hieß, vorgestellt. Der Eisenacher Formgestalter Hans Fleischer hatte die Karosserie entworfen und der neue Typ wurde in kurzer Zeit konstruiert und geplant. Das Fahrgestell und der Antrieb waren aus dem F 9 weiterentwickelt worden, hatte nun u.a. eine andere Zündanlage ohne Verteiler und eine höhere Leistung von zunächst 37 PS aus knapp 900 ccm. Mit dieser “Schwarzentwicklung” waren Betriebsdirektor Zimmerman, Konstrukteur Fleischer und ihre Mitarbeiter ein großes Risiko eingegangen. Doch Walter Ulbricht höchstpersönlich war vom Wagen angetan und die Bestrafung erging nur symbolisch. 1960 wurde die Leistung auf 40 PS erhöht und 1961 der Hubraum auf 992 ccm vergrößert. Der Motor, des auch als “Wartburg 1000” beworbenen Wagens, leistete nun 45 PS und hatte eine Kühlung mit Wasserpumpe. Die Motoren hatten eine verhältnismäßig niedrige Verdichtung von 1 : 7,5 und konnten deshalb mit dem preiswerten Benzin VK 79 (79 Oktan) gefahren werden. Die Fahrleistungen, beispielsweise die Höchstgeschwindigkeit von 125km/h, waren für die damalige Zeit gut, da beispielsweise die Limousine 311/1 nur 920 kg, der Camping 1020 kg wog. Der Dreizylinder-Zweitakter hatte eine größere Literleistung als die zeitgenössischen Viertaktmotoren. Zum Vergleich; Im Jahr 1954 wurde der Hubraum des Käfers von 1131 cm³ auf 1192 cm³ und dessen Motorleistung von 25 auf 30 PS erhöht. Ab 1961 hatte die Exportversion des Käfers 34 PS, die Standart-Version blieb bei 30 PS.
Anfang der sechziger Jahre wurde in Eisenach ein wassergekühlter Viertakt-Boxer-Motor für den Wartburg entwickelt, dessen Einführung in die Serienproduktion von der Partei- und Staatsführung aber nicht bewilligt. Auch die von 1960 bis 1962 bei der VVM-Automobilbau in Chemnitz entwickelten Wankelmotoren wurden nicht in die Serienfertigung übernommen, obwohl man noch 1962 aus juristischen Gründen sicherheitshalber Lizenzen von NSU gekauft hatte. NSU arbeite ebenfalls an solchen Motoren und baute ab 1964 einen der ersten PKW mit diesen Aggregaten. Insgesamt wurden zwischen 1955 und 1965 in Eisenach 247.368 Fahrzeuge des Typs Wartburg 311 hergestellt. Ein beträchtlicher Teil wurde exportiert, auch in das westliche Ausland. So wurden beispielsweise allein 1961 bis 1964 für England 737 Rechtslenker gebaut.
der neue Wartburg (Fortsetzung)
Quellen: Suhr Christian, Das Messealbum, DDR-Motorindustrie im Spiegel der Leipziger Messe, Motorbuch Verlag, 2010