Anläßlich der Leipziger Frühjahrsmesse des Jahres 1957 staunte das fachkundige Publikum nicht schlecht über einen kleinen Bus mit 19 Sitzplätzen und Panoramafenstern, der auf Grundlage der Technik des Garant im VEB Karosseriebau Halle gebaut worden war. Den Bug des Frontlenkers zierte noch der Schriftzug Garant. Die verschiedenen Studien und Muster mündeten dann in die neue nun “Robur” genannte Baureihe. Auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1961 wurde der neue Frontlenker LO 2500 mit 2,5 Tonnen Nutzlast und Benzinmotor mit nun 70 PS als Nachfolger des Benziners Garant 30k vorgestellt. Die Allradvariante LO 1800 A war als Benziner schon seit 1960 beispielsweise an die NVA ausgeliefert worden. In dieser Baureihe folgte dann 1964 der LD 2500 mit Dieselmotor und 70 PS. Robur-Fahrzeuge der Reihe LO sind immer luftgekühlte Benziner, die LD luftgekühlte Diesel. Schon zur Messe 1961 wurden Exportverträge mit einem Volumen von umgerechnet 53 Millionen DM abgeschlossen. So wurden von den rund 7.000 im Jahr 1966 hergestellten Fahrzeugen etwa 4.500 exportiert.
Bei seiner Markteinführung war der neue Frontlenker auf der Höhe seiner Zeit und anfangs ähnlichen Modellen in Westdeutschland, wie Borgward oder Hanomag ebenbürtig. Nach zehn Jahren, in denen die LO/LD lediglich etwas modellgepflegt wurden, beschloss der Ministerrat der DDR im Jahr 1971 die Entwicklung eines neuen Modells, dessen Markteinführung “planwirtschaftsmäßig” 1981 erfolgen sollte. Die neuen Modelle O611 und D609, die in allen möglichen Varianten als Prototypen gebaut wurden, waren der Welt vor allem im Design weit voraus. Sie entsprachen etwa den heutigen 7,5-Tonnern und waren im Ostblock etwas unter dem weit verbreiteten W 50 angesiedelt, in der Technik und den Fahrleistungen international aber mindestens wettbewerbsfähig. Nachdem die diversen Funktionsmuster, darunter Pritschenwagen, Koffer- Mehrzweck- und Kastenfahrzeuge, Busse und Feuerwehren mit Hinterrad- und Allradantrieb, Benzin- oder Dieselmotor, ausgiebig getestet wurden, und die Einführung in die Produktion mit all den Planungen und Koordinierungen, welche die Planwirtschaft mit sich brachte, schon weit fortgeschritten war, signalisierten die obersten Wirtschaftslenker der SED den begründungs- und kommentarlosen Abbruch all dieser Bestrebungen. Insbesondere Bilder des Versuchsmusters des innovativen Allrad-Löschfahrzeugs der neuen Typenreihe zeigt die interessante Site der Feuerwehr Teichdorf. Man kann nur mutmaßen, dass der Grund für diverse Unterbindungen von neuen Typen die seltsamen Marktaufteilungen, oder besser gesagt “Spezialisierungen” im RGW waren. Die Entscheidungsfindung war nicht nur für die Bevölkerung, sondern vor allem für die Ingenieure und Leiter in den Betrieben völlig intransparent. Am Ende wurden fast fahruntüchtige “Fahrzeugattrappen” aus Rumänien in eines der “Mutterländer des Automobilbaus” importiert und dies führte u.a. zu dem Eindruck, dass wir Ostdeutschen den 2. Weltkrieg letztendlich “gefühlt” gleich drei mal hintereinander verloren hätten.
In den Siebziger Jahren wurden die LO/LD Lastwagen noch einmal etwas modellgepflegt. Die Motorleistung des Benziners stieg auf 75 PS, die Nutzlast des 4×2 auf 3, die der Allrad-Varianten auf 2 Tonnen. Die Kühlerpartie bekam ein “Facelifting”. Durch das Chaos des zum großen Teil verhinderten Motorenprogrammes wurde einige Jahre der LD nicht mehr hergestellt. Erst ab 1982 war der alte Wirbelkammer-Diesel mit nun etwas vergrößertem Hubraum wieder lieferbar. Ab da gab es keine nennenswerten Investitionen mehr. Der bei Markteinführung beliebte Lastwagen wurde bis 1990 etwa 200.000 mal gebaut. Die Entscheidungen der Treuhand waren für die Firma deutlich einschneidender als der verlorene 2. Weltkrieg, der RGW und der Kommunismus. Sie bedeuteten, wie fast für die gesamte Wirtschaft in der ehemaligen DDR, das endgültige Aus. Das wirtschaftspolitische Versagen erreichte tatsächlich noch einmal eine neue Dimension.
Quellen: Suhr Christian, Das Messealbum, DDR-Motorindustrie im Spiegel der Leipziger Messe, Motorbuch Verlag, 2010