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Vom Anfang (1977 – 1980)
Das Stadtparkrennen in Leipzig war schon lange Geschichte. Ein Relikt der Strecke diente uns als Treffpunkt und erster Übungsplatz. Neben der neuen Brücke des Schleußiger Wegs über das Elsterflutbett existierten noch die Rundbögen der alten Brücke, über die früher die Boliden aus dem Wald um die Nonnenwiese in Richtung Rennbahn Scheibenholz bretterten. Dort übten wir das Fahren auf dem Hinterrad mit unseren Mopeds. An einem Wochenende fuhr ich mit meinem Freund Udo zum Bienitz. Wir hörten es knattern. In einer Sandgrube übten Dieter und Roger mit ihren Mopeds. Da machten wir gleich mit. Die beiden waren schon Mitglieder des MC Leipzig und ein paar Tage später waren wir das auch. An den Mopeds schraubten wir in Schuppen, kleinen Garagen, im Waschhaus oder im Keller. Fast jeden Dienstag trafen wir uns in der Geschäftsstelle des MC Leipzig im Sportforum. Ich erinnere mich, wie ich mit dem S 50 mit veränderter Übersetzung die Treppen am Zentralstadion hinauffuhr. Im Vereinsbüro verabredeten wir uns zum Trainung meist am Wochenende am Bienitz, dem Hafen in Leipzig-Lindenau, der MIMO oder im Lindenthaler Wäldchen. Von einigen meiner Fahrzeuge und den meisten Rennen gibt es kein einziges Bild. Wir sind damals gefahren und haben intensiv gelebt, ganz ohne alles tausendmal zu fotografieren, wie heute. Unser Traum war natürlich, ein richtiges Geländemotorrad zu besitzen. Dieter Kleiner und Ralf Stefanie waren die ersten von uns, die das schafften. . |
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Von 50 auf 250 oder gar 370 Kubikzentimeter
Eigentlich dachten wir eher an eine Simson-Kleinserien-GS. Die war aber schwerer zu bekommen, als gedacht. Oft wird das Leben ja auch durch Zufälle beeinflusst. Nur wenige wissen, dass die “Quasi-DDR-Geländesport-Nationalmannschaft”- der ASK Vorwärts – einst in Leipzig beheimatet war. Deren Gebäude am Klingerweg existiert noch und dient heute einem Wassersportverein als Domizil. Aus dieser Zeit in den sechziger und frühen siebziger Jahren sind einige ehemalige Werksmaschinen in Privatbesitz gelangt. Ein Exemplar wurde zu einer Trial-Maschine umgebaut. Dieses Teil konnte ich erwerben und baute es mit einem Ersatz-Rahmen der aktuellen MZ-Kleinserie wieder in eine ETS 250/G5 zurück. Inzwischen hatte ich das erste Lehrjahr als Kfz-Schlosser absolviert und konnte für meine Schrauberei eine kleine Kammer im väterlichen Handwerksbetrieb beziehen. Dieter Kleiner erwarb in dieser Zeit ein legendäres Motorrad, die sogenannte Vierhunderter-GS – auch eine Werksmaschine – die in Leipzig überlebt hatte. Er baute jedoch in das Fahrwerk mit deutlich längerem Radstand einen 175ccm-Motor ein, da er sich in der nur spärlich besetzten Klasse bessere Chancen ausrechnete. Der starke 370ccm-Motor wurde von Frank Seibt in ein neues Kleinserien-Fahrgestell eingebaut. Mit dieser nicht leicht zu beherrschenden Maschine trat Ralf Stefanie beim DDR-Meisterschaftslauf 1980 in Dahlen an. Dann musste er leider zum Wehrdienst bei der NVA. Udo Eitner übernahm dieses “heiße Eisen”, gab es aber bald wieder ab. Von 3,6 zu 44 PS war ein gewaltiger Schritt gewesen. 1980 organisierten wir ein einwöchiges Trainingslager in Zöllnitz bei Jena und richteten gemeinsam mit dem MC Sport Tourist Leipzig eine Club-Meisterschaft aus. Dort haben wir nicht nur viel gelernt, sondern auch viel gelacht. Es war wunderbar, auch wenn ich davon kein einziges Bild habe. Kein Bild gibt es vermutlich von meiner Teilnahme an “Rund um Zschopau” aufgrund einer meiner damals vortrefflichsten Eigenschaften – dem Größenwahn. Immerhin schaffte ich eineinhalb Runden. |
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