Wie Ralf Waldmann nach Teicha kam
– sowie Neues vom SEG ex Willy Lehmann
Bei meinen Empfehlungen 2023 hatte ich einen Filmabend und Treffen ehemaliger Rennsportler in Hannchens und Ralf Schaums Gaststätte Zur Linde am 11. März 2023 beworben. Zunächst konnten die Besucher Ausstellungsstücke, wie das Antriebsaggregat des im Aufbau befindlichen SEG-Formelrennwagens im durch die Fenster scheinenden Tageslicht bewundern. Dann gab es eine Art partielle Energiewende. Den Energieversorgern war es nicht gelungen, einen Defekt in der Stromversorgung zu beheben. Die Filmvorführung musste ausfallen. Mit Kaminfeuer und Kerzenlicht wurde der anregende Abend dafür sehr gemütlich. Am 2. Dezember 2024 wurde die Filmpremiere „Zweites Leben für einen Rennwagen“ nachgeholt. Der kleine Kinosaal war bis auf den letzten Platz besetzt. Der Film zeigte u.a. interessante Einblicke in den Bau von Formen und den Guss der Alu-Räder für den ehemaligen Rennwagen von DDR-Meister Willi Lehmann, sowie das Tuning des Wartburg-Motors. Ein weiterer Film zeigte Aufnahmen vom am 18. 11. 2017 verstorbenen Lutz Heinicke und einigen seiner Fahrzeuge, wie einem AWE R3 Rennsportwagen. Diesen im Auftrag Ralf Schaums vom Amateurfilmclub Teicha gestalteten Film möchte ich hier einen größeren Publikum zugänglich machen.
Bei einem Besuch am 9. Februar 2024 konnte ich den aktuellen Stand der Arbeiten am historischen Rennwagen sehen, über den ich in “Das lange und wechselvolle Leben eines Rennwagens” schon ein paar Zeilen geschrieben hatte. Ralf Schaum ist nicht nur ein begnadeter Handwerker, er kann auch erzählen und vor allem hat er auch etwas zu erzählen. Schon im Jahr 1971 hatte er seine erste richtige Strassenrennmaschine aufgebaut. Seine Konstruktionen werde ich bald in einem Artikel vorstellen. Bis Anfang der siebziger Jahre gab es in der DDR, wenn überhaupt, nur einfarbige Lederkombis zu kaufen. Ordentliches Leder war Mangelware. Einige Fahrer aus dem Westen hatten schon farbige Anzüge. So kam Rascha auf die Idee, derartige Rennanzüge selbst herzustellen. Sein Onkel war Orthopädie-Schumacher und im Besitz notwendiger Technik. Als Material erwies sich das im Fahrzeugbau verwendete Lederol als einigermaßen geeignet. Dies gab es in vielen Farben. Mutter und Tante reisten im Land umher, um beispielsweise Reißverschlüsse zu besorgen. Eine Kleinserienproduktion kam ins Laufen. Ralf Schaum verkaufte bald die schicken Kombis an andere Motorradrennfahrer. Neue Kunden wurden auf ihn auch durch Anzeigen im Illustrierten Motorsport aufmerksam und eine Finanzierungsquelle für den Rennsport war gefunden. Nach der Wende wollte Rascha mit seinen nun historischen Maschinen im VFV wieder Rennen fahren. Dafür brauchte er aber nun eine „richtige“ Lederkombi. Er fuhr zur renommierten Firma Schwabenleder in Winterbach, legte seine bunte Lederolkombi auf den Tisch und sagte: „So wie die aussieht, so möcht´ich die von Euch jetzt hamm, aber in Leder!“ Die Schwaben staunten nicht schlecht über die Haltbarkeit des „Lederersatzes“. Interessant ist auch hier der Vergleich. Ralf Schaum begann in der zweiten Hälfte der 70ger Jahre in einer Art Heimarbeit. Claus Hämmer stellte in Winterbach im Jahr 1978 die erste Kombi her und konnte sich im Anschluß zu einer renommierten Firma entwickeln. Als Ralf Schaum 1997 seinen Motorradhandel aufbaute, gehörten die Lederkombis von Schwabenleder zum Sortiment und Vizeweltmeister Ralf Waldmann bewarb diese. Auf diese Weise kam es zum Treffen am 25. August in Teicha. Stundenlang belagerten unzählige Motorradfans den kleinen Laden. Bei diesen Treffen sprach sich Waldmann eindeutig für zukünftige Weltmeisterschaften auf dem Sachsenring aus, denn hier im Osten waren die meisten Fans. Es sollte sich zeigen, dass seine Einschätzung richtig war. Leider hatte er auch mit der Einschätzung der Aktivitäten von MuZ im Rennsport irgendwie recht, obwohl natürlich auch der Rückzug von Hong Leong eine Rolle spielte.
bald mehr über Rascha auf motorostalgie
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