Zunächst wandte man zur Jahrhundertwende Rahmen-Formen aus dem Fahrradbau an, die sich beispielsweise am Diamant-Rahmen im Form eines Fünfecks orientierten. Die FN aus dem Jahr 1902 ist dafür ein typisches Beispiel. Diese ersten Kräder waren, wenn man vom Sattel und er Bereifung absieht, ungefedert. Bald aber wurden eigene Rahmenformen entwickelt, die stabiler waren und vom Standart-Rahmen des “Sicherheits-Niederrades” abwichen, wie der Rahmen der Laurin & Clement, der die Aggregate sinnvoll umschloss. Dieser Typ CC war auch in anderer Hinsicht innovativ, er hatte eine Vorderrad-Federung. Zunächst beherrschten Ein- und Zweizylindermotoren die Szene. Die belgische Firma Fabrique Nationale d’ Armee de Guerre S.A. in Herstal schuf mit dem Model FN 4 im Jahr 1904 das erste Motorrad der Welt mit in Serie hergestelltem Vierzylindermotor und auch das Erste mit einer Kardanwelle. Es ist m.E. das erste Bike mit Reibungsdämpfern, also ersten Stoßdämpfern. Die Puch 5 HP, die ab 1906 im österreichischen Graz hergestellt wurde, gehört zu den ersten Krädern, die mit Beiwagen geliefert werden konnten. Während am Bike nur der Sattel gefedert war, war der Beiwagen sehr weich mit weit geschwungenen Blattfedern ausgestattet. Der Viertakt-V-Motor war mit einem von einem Lederriemen angetriebenen Propeller durch Luftstrom gekühlt. Ein Jahr später gab es Freilauf und Zweiganggetriebe in der Hinterradnabe. 

Diese frühe Laurin & Klement hat noch eine Abreißzündung, die von der Nockenwelle gesteuert wurde. Der Magnet unterhalb des Kurbelgehäuses liefert den Strom dafür. Das Kraftstoff-Luft-Gemisch wird aus dem Benzintank angesaugt. Die Motorleistung wurde durch ein Ventil geregelt, das zusätzlich Luft zuführte. Umso weniger “Nebenluft” gezogen wurde umso mehr gab man “Gas”.

Laurin & Klement Modell “Republik” Baujahr 1899 Verkehrsmuseum Dresden

Laurin & Klement Republik, Baujahr 1899

Linser/Zeus, Reichenberg (Liberec) Baujahr 1902

Die Zeus aus dem tschechischen Reichenberg saugte noch Kraftstoff-Luft-Gemisch aus dem Tank an, der zugleich Oberflächenvergaser war. Die FN aus dem gleichen Jahr besaß bereits einen Spritzdüsenvergaser. Diese frühen Motorräder mussten noch aller so und soviel Minuten per Hand geschmiert werden. Kleine Pumpen mit Schaugläsern lieferten das ÖL, das regelmäßig nachgefüllt werden musste.

Linser/Zeus, Reichenberg (Liberec) Baujahr 1902

FN Baujahr 1902 im PS-Speicher Einbeck

FN Baujahr 1902 Detail Motor mit Schnüffel-Einlass

Laurin & Clement Typ CC, Bj. 1904 im PS-Speicher Einbeck

Laurin & Clement Typ CC, Bj. 1904, Detail Bandbremse

Fabrique Nationale Model FN 4 im PS-Speicher Einbeck

FN 4, Baujahr 1904: Detail Vierzylindermotor

Puch 5 HP aus Graz mit Beiwagen, Baujahr 1907/08

Puch 5 HP, Detail V-Motor im Technischen Museum Wien

Erste deutsche Krafträder

Ein frühes Bike aus dem Osten Deutschlands ist die Diamant mit luftgekühltem Viertakter mit 320ccm Hubraum  und 2,5 PS aus dem Jahr 1904. Der Motor mit Schnüffel-Einlaß und stehendem Auslaßventil trieb über einen Riemen das Hinterrad an. Es hatte eine Niederspannungs-Magnetzündung und schaffte 50 Stundenkilometer. Ein Jahr später hatten die Diamant-Motorräder als erste deutschen Bikes schon einen Gasdrehgriff, der übrigens von Millet das erste mal angewendet wurde. Seit dem Jahr 1908 produzierten die Wanderer-Werke in Chemnitz das Zweizylindermodell mit V-Motor, 408 ccm Hubraum und einer Motorleistung von 3 PS. Die Maschine fuhr 70 km/h und war sowohl vorn, wie auch hinten gefedert. Die meisten anderen Hersteller rüsteten ihre Fahrzeuge erst in den vierziger Jahren und manchmal noch später mit einer Hinterradfederung aus. 

Motorrad Diamant 2,5 PS im Museum für sächsische Fahrzeuge Chemnitz

Wanderer-Motorrad von 1910 im August Horch-Museum Zwickau Sachsen

Motorrad Brennabor Baujahr 1905 Verkehrsmuseum Dresden

NSU 2,5 HP V2, Baujahr 1909-11

NSU 2,5 HP V2, Baujahr 1909-11

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