Vorgeschichte

Hermann Schumann stellte in seiner Schmiede ab 1866 Wagen her, bald auch für die Eisenbahn. Das Geschäft entwickelte sich gut und nach der Firmierung als Sächsische Waggonbau GmbH wurde die Firma eine Aktiengesellschaft. Die Hermann Schumann AG produzierte Eisenbahnwaggons, Straßenbahnen, Transporter- und Busaufbauten auf LKW-Fahrgestellen. Im Jahr 1928 wurde ein Teil der Anlagen an Horch verkauft und in einem anderem Teil die Fahrzeugbau Schumann GmbH gegründet, die hauptsächlich Oberleitungs-Elektro-Busse, im Krieg aber auch Torpedos herstellte. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Werk als Waggonfabrik Schumann-Werke zunächst Bestandteil der sowjetischen SAG Transportmittel und wurde im November 1848 dem Industrieverband VVB LOWA angegliedert. Nach Kriegsende war Kraftstoff ein großes Problem. Oft behalf man sich mit Generatorgas. Der Dresdener Techniker Hans Fritsch hatte eine Lizenz der Firma Sachsenberg erworben und deren schwere Dampf-Straßenzugmaschine weiterentwickelt. Die Zugmaschine mit einer 70-PS-Kreuzkopfdampfmaschine wurde 1947 auf der Messe in Leipzig vorgestellt und ab 1950 in Werdau gebaut. Schon auf der Frühjahrsmesse 1949 in Leipzig wurde ein O-Bus (Elektrobus) mit Anhänger ausgestellt. Ab 1950 wurden O-Busse in verschiedenen Typen hergestellt. Unter der Leitung von Wilfried Otto wurde der Omnibus W 500 mit einem Zwölfzylinder-Maybach-Motor entwickelt. Dieser Motor leistete 280 PS und ermöglichte eine Höchstgeschwindigkeit von 100 Kilometern in der Stunde. Der Bus hatte etwa 100 PS mehr als die Ikarus-Fahrzeuge dreißig Jahre später. An den gewaltigen Bus hängte man oft noch einen Anhänger, der weitere 58 Personen transportieren konnte. Im Jahr 1958 übernahm man die Produktion des S 4000 von Horch um der Volkswirtschaft eine größere Zahl von Lastwagen zu Verfügung stellen zu können.

Video: H 6 Lastzug bei der Curbici Veterano in Zörbig, 2009

Video: H6 Lastzug mit Wiewald-Anhänger bei der “Curbici Veterano” in Zörbig 2009

H 6 Dreiseitenkipper bei der Curbici Veterano in Zörbig 2009

H6 Dreiseitenkipper bei der Oldtimerveranstaltung “Curbici Veteran”o in Zörbig 2009

H 6 B mit Anhänger beim IFA-Nutzfahrzeugtreffen in Werdau/Sachsen 2019

H 6 Zugmaschine beim Bulldog Dampf und Dieseltreffen, Markkleeberg, 2017

Z6 Zugmaschine beim Bulldog, Dampf & Diesel in Markkleeberg 2017

Der H6

Auf der Basis von Konstruktionen der VOMAG Plauen, die von den Sowjets komplett demontiert worden war, wurde nach dem Krieg bei Horch ein neuer LKW mit Sechszylinder-Dieselmotor entwickelt. Die Entwicklung wurde ab 1950 in Werdau vollendet. Der H6 mit einer Nutzlast von 6,5 Tonnen wurde erstmals auf der Frühjahrsmesse 1951 in Leipzig vorgestellt und von 1952 bis 1959 in Werdau gebaut. Der Wirbelkammer-Diesel hatte bei einem Hubraum von 9036ccm zunächst 120 PS. Die Leistung wurde bald auf 150 PS gesteigert. Auf der Grundlage dieses Motors wurde im VEB Dieselmotorenwerk Schönebeck der 6 VD 14,5/12-1 SRW mit 190 PS und Mittelkugel-Brennverfahren entwickelt, der hauptsächlich in Bau- und Landmaschinen eingebaut wurde. Der H 6 wurde in vielen kleinen privaten Fuhrunternehmen in der DDR bis zur Wende weiterhin genutzt. In allen diesen gewerblich im Alltag genutzten Oldtimern verrichtete schließlich der schönebecker Motor seinen Dienst. Auf der Grundlage des H6 wurde der Bus H6 B gebaut. Im Gegensatz zu vielen anderen Fabrikaten seiner Zeit hatte der in Werdau gebaute H6B aber eine leichte, moderne selbsttragende Karosserie. Die Baugruppen fanden auch in Autodrehkränen Verwendung. Auf Grundlage eines Prototypen IFA NL 7 mit Niederflurrahmen entstand ein Drehleiterfeuerwehrwagen, der bis 1977 bei der Betriebsfeuerwehr im Chemiewerk Böhlen im Einsatz war. Das Nachfolgemodell der Frontlenker AZ 57 war 1959 zur Serienreife entwickelt, der Start der Serienproduktion für 1960 geplant. Im RGW wurde festgelegt, das in der DDR nur noch LKW bis maximal 5 Tonnen Nutzlast gebaut werden sollen. Der Produktionsstart wurde abgeblasen.

H 6 Autodrehkran beim Bulldog-Dampf- und Diesel-Treffen auf dem AGRA-Gelände Markkleeberg 2017.

Autodrehkran ADK 5 der Bleichert-Werke Leipzig auf Fahrgestell H6, AGRA-Gelände Markkleeberg 2017

Sechszylinder-Diesel EMbW 6 – 20 (150PS) mit Wirbelkammer-Verfahren im Sächsischen Nutzfahrzeugmuseum

Der G 5

Von 1952 bis 1964 wurde in Werdau der allradgetriebene Dreiachser G 5 mit 5 Tonnen Nutzlast hergestellt. Die robusten Fahrzeuge mit dem Sechszylinder des H 6 fanden vor allem bei NVA und Volkspolizei Verwendung. Ich kann mich noch gut an die Werkstattwagen der Leipziger Verkehrbetriebe erinnern, die mühelos einen defekten dreigliedrigen Strassenbahnzug ins Depot schleppen konnten. Von 1958 bis 1961 wurde der Nachfolger G 5/3 mit einem luftgekühlten 8-Zylinder-V-Dieselmotor entwickelt und vier Funktionsmuster (Vorserie) gebaut. Es wurde aber entschieden, die sowjetischen Ural-Benziner für die NVA zu importieren. Die Kosten für die Einführung des neuen Typs ohne  die Möglichkeit des Exports größerer Stückzahlen wurden als zu hoch betrachtet und schließlich die Produktion des Typs eingestellt.

G 5 Allrad-Tanklastwagen der NVA beim Bulldog Dampf und Dieseltreffen, Markkleeberg, 2017.

G 5 Allrad-Tanklastwagen der NVA beim Bulldog Dampf und Dieseltreffen, Markkleeberg, 2017

G 5 Dreiseitenkipper beim Bulldog Dampf und Dieseltreffen, Markkleeberg, 2017

G 5 Dreiseitenkipper beim Bulldog Dampf und Dieseltreffen, Markkleeberg, 2017

G 5 "Budka" Werkstattwagen der NVA in Zeitz, 2018

G 5 “Budka” Werkstattwagen der NVA in Zeitz 2018

G 5 Pritsche beim Bulldog, Dampf & Diesel AGRA 2023

zurück zu Hersteller in der DDR

Quellen: Kirchberg, Peter, Plaste, Blech und Planwirtschaft, Die Geschichte des Automobilbaus in der DDR,                                                             Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann GmbH, Berlin, 2000                                                                                                               Suhr, Christian, Das Messealbum, DDR-Motorindustrie im Spiegel der Leipziger Messe, Motorbuch Verlag, Stuttgart, 2010