Die Fünfziger Jahre

RT 125 (1949 – 62)

Die Sowjets hatten das Zschopauer Motorradwerk bis auf die letzte Schraube demontiert. Im DKW-Zweigwerk Willischthal wurden mit wenigen übrig gebliebenen Werkzeugen Fahrzeuge repariert und Haushaltsgüter – beispielsweise Küchenwaagen hergestellt. Die Abbildung unten zeigt eine solche Waage, mit der die Mutter des Autors das Gewicht des zukünftigen Websitebetreibers feststellte. Die Belegschaft der Firma hätte natürlich gerne wieder Motorräder gebaut. Da die Alliierten eine Hubraumgrenze von 60 ccm verordnet hatten, entwickelte man nun in Zschopau das Leichtmotorrad L 60. Die ungewöhnliche Konstruktion hatte einen 60 ccm kleinen Motor mit Ladepumpe, eine mit Gummi-Elementen gefederte Schwinge hinten und eine Pendelgabel vorn, sowie eine Kardanwelle. Die Kardanwelle war preferiert worden, da die deutschen Hersteller von Ketten in den westlichen Besatzungszonen lagen und Lieferprobleme abzusehen waren. Das Hubraumlimit wurde vor dem Produktionsstart aufgehoben, so das die Entwicklung eingestellt wurde. Auf der Frühjahrsmesse 1949 präsentierte man dann eine weiterentwickelte DKW RT 125. Die neue RT hatte eine Telegabel statt Parallelogramm-Gabel und Geradeweg-Federung hinten. Die “Vorkriegs-RT” war hinten ungefedert gewesen. Ab dem Jahr 1951 wurde der name DKW nicht mehr verwendet. 1954 wurde die Leistung des Motorrades, das nun IFA RT 125/1 hieß, von 4,75 auf 5,5 PS gesteigert und die Antriebskette voll gekapselt. Die Leistung wurde bis zum Auslaufen der Produktion im Jahr 1962 auf 6,5 PS erhöht. Das Getriebe hatte nun vier Gänge und es gab wahlweise eine durchgehende Sitzbank. Insgesamt sind ab 1949 in Zschopau 310.800 Motorräder des Typs gebaut worden.

In Willischtal produzierte Küchenwaage, Schloß Wildeck

DKW L 60 Motor, Bj. 1947 Motorradmuseum Augustusburg

MZ RT 125/3 bei der Curbici Veterano in Zörbig 2009

MZ RT 125/3 bei der “Curbici Veterano” in Zörbig 2009

MZ RT 125 bei der “Via Regia” 2019

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IFA BK 350 (1953 – 59)

Unter der Leitung von Kurt Bang wurde ab 1949 ein größeres auch als Beiwagenmaschine geeignetes Motorrad mit Boxermotor und Kardanantrieb entwickelt. Das Fahrzeug mit dem 350 ccm großen und zunächst 15 PS leistenden Zweitaktmotor ging 1953 in Serie. Mit den beiden Modellen RT und BK wurde im Jahr 1955 mit etwa 30.000 Motorrädern wieder an die Zahlen der Vorkriegsproduktion angeknüpft. Ab 1956 hatte der Motor der BK eine Leistung von 17 PS, bei leicht modifizierten GS-Ausführungen wurden 18,5 PS erzielt. In dieser Zeit wurden auch Prototypen einer BK 351 mit Vollschwingenfahrwerk gebaut. Die Serieneinführung der BK 351 erfolgte nicht. In einer BK 351 erfolgte die Erprobung eines MZ-Kreiskolbenmotors. Bis zur Einstellung der Produktion im März 1959 wurden 42.983 BK 350 hergestellt.

Motor IFA BK 350, 1954, Motorradmuseum Augustusburg

MZ BK 350 in Zörbig 2009

MZ BK 350 bei der “Curbici Veterano” in Zörbig 2009

BK 350 G Gespann, Motorradmuseum Augustusburg

MZ KKM 175 W Prototyp, BK 351, Bj. 1963, Motorradmuseum Augustusburg

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MZ-Vollschwingen-Modelle (erste Generation 1956 – 62)

Das Motorradwerk der Industrievereinigung Fahrzeugbau (IFA) firmierte 1952 in VEB Motorradwerk Zschopau (MZ) um. 1954 wurden einige Prototypen einer größeren RT mit einem Einzylinder-Motor mit 250 ccm Hubraum gebaut, die aber nicht in Serie ging, weil die Entwicklung neuer Vollschwingen-Modelle schon weit vorangeschritten war. Die MZ ES 250 mit zwei Auspuffanlagen und die ES 175 mit nur einer gingen 1956 in die Serienproduktion. Die komfortabel gefederten und hydraulisch gedämpften Kräder leisteten zunächst 10 (175ccm) und 12,5 PS (250ccm). Die Modelle wurden weiter verbessert und die Leistung etwas erhöht. Beide Modelle hatten nun nur noch einen Auspuff. Im Jahr 1957 versuchte man einen großen, bequemen Reiseroller zu entwickeln. Es wurden Prototypen gebaut. Eine Einführung in die Produktion erfolgte nicht. 1962 erschienen die neue ES 175/1- und ES 250/1 -Serien, die mehr Gemeinsamkeiten besaßen und deren Motoren nun 12,5 (175ccm) und 16,5 PS (250ccm) leisteten. Inzwischen war die Produktion der BK 350, die vor allem als Beiwagenmaschine gefahren worden war, ausgelaufen. Die ES 300 mit 18,5 PS sollte ihren Platz einnehmen, wurde aber insgesamt nur 7865 mal gebaut. Die ES 250 (Einzylinder/Schwinge) dagegen wurde allein bis zum Jahr 1962 mehr als 150.000 mal verkauft.

MZ RT 250 Prototyp 1954, Detail Motor, im Museum für sächsische Fahrzeuge, Chemnitz

MZ RT 250 Prototyp 1954, Detail Motor, im Museum für sächsische Fahrzeuge, Chemnitz

Frühe MZ ES 250 mit Doppelport-Zylinder und Vollschwingen-Fahrwerk

Frühe MZ ES 250 mit Doppelport-Zylinder und Vollschwingen-Fahrwerk

MZ-Reiseroller Prototyp, Baujahr 1957

MZ ES 250 G 1

MZ ES 250 G, dahinter MZ ES 250/2 Meldekrad der NVA

mehr zur großen ES und ES/1 (175-300ccm)

Die Sechziger: neue Modelle mit Schwinge und Telegabel

Die siebziger und achtziger Jahre

MZ nach der Wende

MZ Strassenrennmaschinen

MZ-Geländesport

Quellen:  Ausstellungskatalog, Museum für sächsische Fahrzeuge e.V., Chemnitz, HB- Werbung und Verlag GmbH & Co KG, Chemnitz                           Suhr Christian, Das Messealbum, DDR-Motorindustrie im Spiegel der Leipziger Messe, Motorbuch Verlag, 2010                                               Rönicke, Frank, Das grosse DDR-Motorradbuch, Motorbuch Verlag, Stuttgart, 2013