Bei zehn Luftangriffen der amerikanischen Airforce wurden mehr als 1000 Tonnen Bomben auf Zwickau geworfen. Die III. US-Armee besetzte am 17. April die Stadt. Der Auto-Union-Verstand setzte auf seiner letzten Tagung am 7.5.1945 Prokuristen als Verwalter ein und sich in den Westen ab. Als die Amerikaner das Land am 1. Juli an die Sowjetarmee übergaben, fehlten im Werk der Großteil aller Produktionsunterlagen. Audi hatte nicht das Glück zur SAG Awtowelo zugeordnet zu werden. Die Hallen wurden völlig leergeräumt.
Der IFA F 8 (1948 – 55)
Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) gab zunächst den Befehl, im Audi-Werk Reparaturen an ihren Fahrzeugen auszuführen. Mit dem Volksentscheid in Sachsen vom 30. Juni 1946 wurde die Enteignung auch des Audi-Werkes legitimiert. Seit diesem Tag hieß die traditionsreiche Firma VEB Kraftfahrzeugwerk Audi Zwickau und es wurde beabsichtigt, die Produktion des letzten Frontantriebstyps, des DKW F 8 wieder aufzunehmen. Nachdem General Olechnowitsch vom SMAD die Genehmigung gegeben hatte, wurden auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1947 und 1948 in Berlin Prototypen gezeigt. Doch durch die Teilung Deutschlands mussten erst Zulieferbetriebe für wichtige Teile aufgebaut werden. Als das gelungen war, begann im VEB Motorenwerk Chemnitz die Produktion der Triebsätze. Im Karosseriewerk Dresden, das aus der enteigneten Firma Gläser hervorgegangen war, konnten die Karosserien gefertigt werden. Beim VEB Audi wurden diese mit den Fahrgestellen zum IFA F 8 vereinigt. Es gab viele Anfragen auch aus dem Ausland, wo die F 7 und F 8 ebenfalls sehr beliebt waren. So wurden vom F 8 bis 1955 noch etwa 25.000 Stück hergestellt. Wie schon vor dem Krieg hatte der Wagen einen wassergekühlten Zweizylinder-Zweitakt-Motor mit 690 ccm und 20 PS.
Der F 9 (1950 – 53)
Als die Vorstände der Auto-Union mit den Amerikanern nach Westen flohen, nahmen sie alle Konstruktions-unterlagen und auch die Mikro-Filme, die von allen wichtigen Zeichnungen angefertigt worden waren, mit. Desweiteren erließ SMAD-Kapitän Turbin im Frühjahr 1947 den Befehl, ihm alle Unterlagen, Zeichnungen und Pausen unverzüglich auszuliefern. Die pfiffigen Sachsen fragten danach bei allen Zulieferern nach, ob vielleicht irgendwo Zeichnungssätze des F 9 übrig geblieben waren. Tatsächlich war ein Zeichnungssatz im Spandauer DKW-Werk von den Heimsuchungen der verschiedenen Besatzer verschont worden. Doch die Zeichnungen waren zum Teil fehlerhaft und unbrauchbar. Der Konstrukteur Albert Locke fasste danach brauchbare Maße und Zeichnungen, versteckte Teile von Prototypen und Erfahrungen, die er beim Bau und der Erprobung des F 9 vor dem Krieg in Erinnerung hatte zusammen. Zusammen mit Walter Haustein konstruierte er den DKW F 9 zum Teil ein zweites Mal. Der neue F 9 hatte nun Fünflochfelgen und von der Nabe getrennte Bremstrommeln. Da Anfangs keine Kapazitäten für Benzinpumpen vorhanden waren wurde der Tank nach vorn an die Spritzwand verlegt. Zunächst wurde erwogen den F9 mit Kunststoff-Karosserie zu bauen. Es gab mindestens einen Kunststoff-Prototyp.Als die geheime Entwicklung schon weit gediehen war, stellte man sie dann doch General Olechnnowitsch in Berlin-Karlshorst vor. Der sowjetische General fuhr den Wagen probe und befürwortete die Produktionsvorbereitungen. Die neuen Prototypen wurden auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1948 vorgestellt. Bei der Frühjahrsmesse in Leipzig wurde auch ein bildschöner Roadster mit Doppelvergaseranlage ausgestellt. Die Firma Gläser-Karosserie war nicht in der Lage die Blechkarosserien zu fertigen, da sie der Produktion der F8-Karosserien ausgelastet war. Pläne die Karosse aus Kunststoff zu fertigen, konnten nicht umgesetzt werden. Trotz immenser Schwierigkeiten konnte der Wagen in nur zwölf Monaten Entwicklungszeit 1950 in die Serie überführt werden. Die Ganzstahlkarosse wurde nun im Horch-Werk gebaut und zur Montage des Wagens ins Audi-Werk transportiert. Da sowohl Horch als auch Audi noch anderer Fahrzeuge fertigte, konnten in Zwickau nur 1920 Stück des F9 produziert werden. Es wurde entschieden den F 9 in Eisenach herzustellen.
Neue Kleinwagen aus Kunststoff
VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau
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Quellen: Kirchberg, Peter, Plaste, Blech und Planwirtschaft, Die Geschichte des Automobilbaus in der DDR, Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann GmbH, Berlin, 2000 Suhr, Christian, Das Messealbum, DDR-Motorindustrie im Spiegel der Leipziger Messe, Motorbuch Verlag, Stuttgart, 2010