Unsere Mädels hatten wir am Balaton, den B1000 auf einem schon am morgen heißem Feld bei Mogyoród zurückgelassen. Wir liefen über abgeerntete Felder, einen Hügel hinauf zu einem Eingang einer Tribüne. Ohne Ticket kein Eintritt! Lange sondierten wir die Lage. Wir warteten bis die meisten der zahlreichen Ordner in irgendwelche Konflikte verwickelt waren und schlüpften einfach rein. Das Gelände war groß, doch unsere Technik erwies sich als probat, wir waren der Tribüne von Start und Ziel ziemlich nah. Doch Dichte und Qualität der Zäune und Absperrgitter erhöhten sich analog der Tribünenpreise. | |
Wir krochen unter die Tribüne. Als die Airshow und der Start zur Aufwärmrunde die Aufmerksamkeit der Leute beanspruchten – kurz vor dem Start zum Formel-1-Rennen – tauchten wir zwischen den Beinen der Zuschauer von unten auf und kletterten auf die Sitzbänke. |
|
Der Start des Rennens war wie eine Explosion. Das Fernsehen vermag den Sound, die Druckwellen, die Geschwindigkeit nicht annähernd wiederzugeben. Zunächst verfolgten wir das Rennen von den “teuren” Tribünenplätzen aus, doch wir hatten bereits einen neuen Plan. Wir mussten unbedingt hinüber zu den Boxen der Top-Teams. |
|
Es mag unglaublich klingen, aber es gelang. Wir konnten einem Journalisten, der die Hitze nicht mehr aushalten konnte, seinen Presseausweis abkaufen. Ich fotografierte in den Boxen die Technik der weltbesten Formel 1-Teams. Wir schlürften im Vorbeigehen Sekt am kalten Buffet, das für die vielen Pressevertreter eingerichtet war. Zu Werbezwecken standen kleine Regale beispielsweise mit synthetischem Motorenöl herum. Das man das mal ausprobieren sollte, musste man uns nicht zweimal sagen, führte jedoch zu einer für mich peinlichen Situation. |
|
Mit Kameraausrüstung, Motorölkanistern und anderen Dreingaben wie ein Packesel beladen, stieß ich in einer Verbindungstür fast mit Ayrton Senna zusammen. Er musterte mich sekundenlang und irgendwie erstaunt. Ich konnte ihn weder fragen noch fotografieren, da ich total die Hände voll hatte. Erst jetzt – nach weit mehr als 30 Jahren – weicht die Scham nun einer gewissen Heiterkeit bei der Erinnerung an die Tat. |
|