Nachdem die Produktion von Motorrädern und PKW in der SAG Awtowelo wieder angelaufen war, reifte 1947 der Wunsch, ein Wettbewerbsfahrzeug zu bauen. Es entstand ein bildschöner Rennwagen “Intertyp” auf Basis des BMW 328. Im Rahmen der Entwicklung des BMW 340 wurde dann über einen Nachfolger der Typen 327 und 328 nachgedacht. Auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1949 wurde erstmals der Roadster 340/1 und das “Zukunftsauto” BMW S 1 vorgestellt. Zusammen mit dem Intertyp wurden die Fahrzeuge bei Automobilrennen bis Ende der Saison 1950 eingesetzt.

Im Jahr 1950 war in Berlin-Johannisthal das DAMW-Rennkollektiv gegründet worden. Das Deutsche Amt für Material- und Warenprüfung hatte den Entwicklungsauftrag für Hochleistungsfahrzeuge erhalten. Auf dem Flugplatz Berlin-Johannisthal in einer Halle, in der Krupp Erntemaschinen gebaut hatte, baute am zunächst vier Rennfahrzeuge auf Basis des Motors des BMW 328 mit 2 und 1,5 Litern Hubraum. Die Fahrzeuge, die ab Anfang 1951 in der Formel II (bezeichnet als R 1) und mit angebauten Kotflügeln als Rennsportwagen in den Klassen bis 1500 und 2000ccm eingesetzt wurden, erregten auch auf dem Nürburgring einiges Aufsehen. Im Laufe der Saison 1952 zeichnete sich ab, dass das Potential des Motors des BMW 328 ausgeschöpft war. Man fiel gegenüber der Konkurrenz zurück. Zudem warf der Motorentuner Erich Koch das Handtuch und ging in den Westen. Nachdem die sowjetische Aktiengesellschaft Awtowelo 1952 an die DDR übergeben worden war, gliederte man das stagnierende johannisthaler Rennkollektiv Ende 1952 an die Firma, die nun EMW hieß, an. 

In Eisenach wurde zunächst versucht, die Johannisthaler Renner zu verbessern und ein Exemplar eines verbesserten Renners (R 2) wurde gebaut, der noch den speziellen OHV-Kopf mit waagerechten Querstößeln hatte und schließlich 135 PS leistete. Damit waren die Möglichkeiten der Leistungssteigerung des BMW 328-Motors ausgereizt. Für die Saison 1954 wurden deshalb völlig neue Rennwagen mit verschiedenen stromlinienförmigen Karossen gebaut.

AWE R 3 1,5 Liter-Werksrennwagen in Eisenach

AWE R 3 Fahrgestell in der Automobilen Welt Eisenach

De-Dion-Achse mit Kugelmulden-Sperrdifferential

Belüftete Trommelbremse

Es wurde ein neuer Motor mit zwei obenliegenden Nockenwellen und zunächst sechs Motorradvergasern entwickelt. Das Fahrwerk hinten mit De Dion-Achse und Kugelmulden-Sperrdifferential wurde ebenso wie Motor und Karosse umfänglich getestet und die Verbesserungen flossen nun im Winter 1954/55 beim Bau von vier weiteren neuen Rennsportwagen ein, jenen legendären R3/55 die sofort international erfolgreich waren. Arthur Rosenhammer stellte im Dezember 1954 mit einem Wagen mit spezieller Karosserie einen neuen Geschwindigkeitsrekord mit 229,5 km/h auf der abgesperrten Autobahn bei Dessau auf. Edgar Barth und Arthur Rosenhammer starteten mit diesen Rennsportwagen Klasse F (1500ccm) in der 2000ccm-Klasse 1956 in Montlery in Frankreich und gewannen überlegen vor Porsche, Ferrari und Maserati.

Es wurden bis 1956 Zylinderköpfe mit Ventilzwangssteuerung, neue Fünfganggetriebe sowie zwei Formel 1-Motoren entwickelt, gebaut, aber nicht mehr an den Start gebracht. Mit der Entwicklung eines F 2-Wagens mit Achtzylinder-Boxermotor war begonnen worden. Einer der Formel-1-Motoren wurde später als Bootsmotor eingesetzt und sank auf den Grund eines Sees. Er ist inzwischen geborgen worden und hat so überlebt. Am 14. 3. 1957 entschied der Ministerrat der DDR die Entwicklung und die Rennbeteiligungen mit Viertakt-Sportwagen zu beenden, da sie mit den Serienfahrzeugen, die nun Zweitakt-Motoren besaßen, nicht mehr viel gemein hatten.

Fahrgestell des R 3 in der Automobilen Welt Eisenach

Lutz Heinicke stellt seinen teilrestaurierten AWE-Rennwagen bei einer Messe in Dresden im Jahr 2008 aus.

Sportfreund Lutz Heinicke in seinem Metier. Foto: A. Haubenreißer, Leipzig

Es wurden insgesamt acht R 3 gebaut. Ich kenne fünf weitgehend originale R3. Einer steht im Verkehrsmuseum Dresden, zwei in der Automobilen Welt in Eisenach, ein vierter wurde von Lutz Heinicke an einen privaten Sammler verkauft. Es gibt Hinweise auf mindestens einen weiteren. Es soll noch etliche Teile von zerstörten Wagen gegeben haben, die Heinicke an verschiedenen Orten aufkaufte. Lutz Heinicke, der 2017 starb, hat einen R 3 einige male bei historischen Veranstaltungen gefahren. 

Video:

“Im Gedenken an Lutz Heinicke”

Motor Lutz EMW R3