Im Jahr 1945 wurde ein Teil der Maschinen und Anlagen der Phänomen-Werke Gustav Hiller AG als Reparation in die Sowjetunion abtransportiert. Die Sprengung der Werksanlagen in Zittau wurde verhindert, indem die Firma in großem Umfang Fahrzeuge der Roten Armee reparierte, die Sprengung des Zweigwerkes in Cottbus dagegen nicht. Gemäß den Beschlüssen des Volksentscheides im Jahr 1946 wurde die Firma in der Sowjetischen Besatzungszone enteignet. Die nun volkseigene Firma Phänomen-Werke Zittau fertigte zunächst stationäre Motoren, wurde 1948 Bestandteil des Industrieverband Fahrzeugbau und trieb schon vor der Gründung der DDR 1949 die Entwicklung eines luftgekühlten Dieselmotors voran. Im Januar 1950 wurde die Serienproduktion des Phänomen Granit 27 aufgenommen. In wesentlichen Teilen entsprach dieser Leicht-LKW dem Granit 1500. Während 1500 dabei die Nutzmasse des Vorkriegsfahrzeugs in Kilogramm angab, leitete sich die 27 vom Hubraum des seitengesteuerten Motors – 2700ccm ab.
Als Nachfolger des Granit 27 wurde ab 1953 der Granit 30k hergestellt. Das K steht hier für kopfgesteuert. Der Hubraum des OHV-Motors wurde auf 3 Liter, die Leistung auf zunächst 55 PS erhöht. 1954 ging der Dieselmotor mit 3,2 Litern Hubraum und 52 PS in Serienproduktion und der neue Granit 32 wurde damit ausgerüstet. Die für diesen luftgekühlten Dieselmotor entwickelten einzeln angeordneten Zylinder und Zylinderköpfe sollten für weitere Motoren verwendet werden. So entstanden Reihenmotoren mit 1, 2, 4 und 6 Zylindern sowie ein Achtzylinder-V-Motor mit 150 PS, der im Nachfolger des G 5 eingebaut werden sollte und in den Prototypen des G 5/3 getestet wurde. Die Ein- und Zweizylinder- Dieselmotoren fanden als Stationärmotoren, sowie in Kleinschleppern und Gabelstaplern Verwendung. Innerhalb des IFA Kombinates gab es bald eine intensive Zusammenarbeit mit anderen Betrieben. Es gab viele Aufbauvarianten und bald auch Fahrzeuge mit Allradantrieb. Das Karosseriewerk Halle fertigte mit den Fahrgestellen aus Zittau Busse, Koffer- und Krankenwagen. Im VEB Feuerlöschgerätewerk Görlitz wurden auf Grundlage des Garant 30k verschiedene Löschgruppenfahrzeuge hergestellt. Für die Kasernierte Volkspolizei baute man einige gepanzerte Wagen. Eine richtige Armee gab es zu dieser Zeit noch nicht.
VEB Robur-Werke Zittau
Rudolf Hiller ging 1950 zu Hanomag nach Hannover und nahm auch einige Ingenieure aus Zittau mit. Die erste völlige Neuentwicklung von Hanomag nach dem Krieg war der 1,5-Tonner L 28, mit einem Dieselmotor, der schon in den Ackerschleppern der Firma Verwendung fand. Durch Erhöhung der Drehzahl wurde dessen Leistung zunächst auf 45 PS angehoben. Hiller klagte erfolgreich gegen seine ehemalige Firma um die Namensrechte. Ab dem 1. Juli 1956 wurden die Zittauer Laster daher Garant genannt und am 1. Januar 1957 firmierten die Zittauer in VEB Robur-Werke Zittau um. Ab 1959 nannten die Niedersachsen ihren Schnelllaster “Garant” und ab 1961 die Ackerschlepper “Granit”. Die luftgekühlte Zittauer Modellreihe Granit/Garant wurde bis April 1961 in über 50.000 Exemplaren hergestellt. Fast die Hälfte davon wurden in 40 Länder, darunter auch Belgien und die Bundesrepublik exportiert. So fuhren Garant beispielsweise als robuste allradgetriebene Krankenwagen auf Bergpisten u.a. in Bulgarien.
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Quellen: Suhr Christian, Das Messealbum, DDR-Motorindustrie im Spiegel der Leipziger Messe, Motorbuch Verlag, 2010