Einer der ersten von Emil Capitaine konstruierten Motoren ist im Jahr 1885 von der Berliner Maschinenbau AG gebaut worden. Der stationäre Motor hatte eine oben liegende Kurbelwelle, stand also auf dem Zylinderkopf. Der Einlaß der Luft erfolgte durch ein im Kolben befindliches automatisches Ventil. Von oben spritzt eine Petroleumpumpe den Brennstoff in den Kolben. Der Luftstrom des Einlaßvenbtils riss ihn durch den Kolben in den Brennraum, wo er sich am heißen Zylinderkopf und einem Glührohr entzündet. Durch das von der Nockenwelle betätigte Auslaßventil wurden die Verbrennungsgase ausgeschoben. Hugo Güldner nennt diesen ersten Erdölmotor betriebsfähig, Friedrich Sass bestreitet dies.
Von der leipziger Firma Grob & Co. wurden in nennenswerten Stückzahlen von Capitaine konstruierte stehende Einzylinder-Viertakt-Ölmotoren mit Tauchkolben in Größen von meist 10 und 15 PS für Boote hergestellt. Diese Motoren waren eine schwere Konkurrenz zu den Deutzer-Motoren, denn sie konnten mit sehr preiswerten Brennstoffen betrieben werden. Am Zylinderkopf war ein u-förmiger Verdampfer angebracht, der von einer Flamme beheizt wurde. Das Öl wurde durch eine regelbare Einspritzpumpe in dieses Rohr eingespritzt und durch einen Teil der beim 1. Takt angesaugten Luft als fettes nicht zündfähiges Gemisch mitgerissen. Erst am Ende des Verdichtungshubes entzündete sich das Gemisch durch Unterstützung der Verdichtungswärme am heißen Zylinderkopf insbesondere am Verdampferrohr. Wenn der Motor einigermaßen Arbeit leisten musste, funktionierte das auch ohne Heizflamme. Später wurden die Motoren auch in liegender Ausführung und mit 30 und mehr PS z.B. für kleinere Fischkutter gebaut. Die Produktion übernahm ab 1892 auch die Motorenfabrik Swidersky in Leipzig.
Quellen: Neuerungen an Gasmaschinen, Polytechnisches Journal 247, 1883, J. G. Cotta, Stuttgart, Seite 145 – 153
Neue Erdölkraftmaschinen. Polytechnisches Journal 303, 1897, Verlag J. G. Cotta, Stuttgart, Seite 246 – 251
F. Sass, Die Geschichte des deutschen Verbrennungsmotorenbaus, Springer-Verlag Berlin-Heidelberg 1962