(in Arbeit)

1990 – 1992 Währungsunion – Umsatzrückgang – Liquidation der MZ GmbH

Nach dem Fall der Mauer ging der Umsatz auch bei MZ zurück. Die Leute kauften nun vor allem gebrauchte Fahrzeuge im Westen. Man entwickelte die ETZ 301 mit durchzugstarken Motor und verschiedene Offroadversionen. Auch gab es Studien, wie die einer sehr leistungsfähigen Enduro auf Basis der Werks-Wettbewerbsmaschinen. Die Entwicklung des MZ-Viertaktmotors war im Chaos der Wende-Ereignisse untergegangen. Etliche Mitarbeiter hatten sich eine Arbeit im Westen gesucht. Es waren zum Schluß nicht einmal mehr Protokolle über die letzten Versuche vorhanden. Es gab jedoch eine Nachfrage nach einem Motorrad mit Viertaktmotor. So wurden Viertaktmotoren mit 494 ccm Hubraum und 27 PS von der Firma Rotax bezogen und in die leicht abgeänderte ETZ eingebaut. Diese MZ 500 R mit Gussrädern aus Leichtmetall wurde 1990 auf der IFMA in Köln vorgestellt. 

Aber die Lage wurde durch die Währungsunion nun richtig schwierig. Durch den Kurs 1 : 1 wurden die Motorräder im Export etwa viermal so teuer. So waren sie über Nacht – vom 30.6. zum 1.7.1990 – plötzlich unverkäuflich geworden. Die von der BRD gegründete Treuhandanstalt nahm ihre Arbeit auf und wurde automatisch einziger Gesellschafter des Unternehmens, das nun kein volkseigenes mehr sein durfte und am 1. 9. 1990 in eine GmbH umfirmiert wurde. Die Betriebsleitung und die Ingenieure hatten in ihrer Firma kaum noch etwas zu sagen. Es entschieden die Leute der Treuhandanstalt. Diese betrachteten MZ von Anfang an als nicht konkurrenzfähig ein und leiteten am 18. 12. 1991 die Liqidation ein. Die MZ GmbH wurde am 30.6.1992 geschlossen. Die Produktionsanlagen wurden später an eine türkische Firma regelrecht verramscht.

MZ-Viertakt-Versuchsmotor 250 ccm, 1989

MZ 500 R mit 500ccm-Rotax-Motor, Baujahr 1992

MZ Design-Studie von 1990 in der  Ausstellung des Motorradmuseums Augustusburg

Eine MZ 500 R wird auf der Oldtema 2017 in Halle angeboten.

1992 – 1994   MuZ in Zschopau

Am 1. Juli 1992 wurde in Zschopau mit verbliebenen 80 Mitarbeitern die Motorrad- und Zweiradwerk GmbH – MuZ – gegründet und die Produktion in zunächst geringem Umfang weitergeführt. Zum Vergleich; im Januar 1990 hatte MZ noch 3200 Mitarbeiter. Es wurde die im April 1992 erschienene im Design überarbeitete Viertakt-ETZ als MZ 500 Tour und MZ 500 Fun produziert. Zur selben Zeit waren ebenfalls noch bei der MZ GmbH die modellgepflegten Zweitakter ETZ 251 und ETZ 301 als Tour- und Fun-Modelle erschienen. Die Tour-Modelle hatten jeweils nur eine Lampenverkleidung, bei den Fun-Modellen war die Lampenverkleidung mit dem größeren Tank in einer Halbverkleidung verbunden. An den Verkleidungen prangte wie immer MZ in Großbuchstaben, es wurde aber auch ein neues Firmenlogo entwickelt, das mit den Farben grün und weiß an DKW erinnerte. Auch die kleinen Zweitakter wurden nun mit 125ccm und 15 PS als Saxon Roadster 125 und Saxon Sportstar 125 produziert. Im September 1992 wurde das Programm mit einer Reiseenduro mit 500ccm Rotax-Motor abgerundet, die auch mit 34 PS angeboten wurde. Ab 1993 konnte die 500 Tour auch wieder als Gespann geordert werden, allerdings mit einem tschechischen Velorex-Seitenwagen, denn der Betriebsteil in Leipzig, der aus der renommierten Firma Stoye hervorgegangen war, existierte nicht mehr. Vor allem an die sächsische Polizei wurden Saxon-Polizei-Maschinen geliefert. Wunderschön und heute sehr begehrt sind die Silver Star und Red Star Classic-Modelle im Retro-Design. Diese hatten, wie die Saxon Country Speichenräder.

MuZ Skorpion

Im Dezember 1992 sorgte MuZ auf der Motorshow in Birmingham mit der Neuentwicklung der “Skorpion” für eine echte Überraschung. Man hatte das britische Designer-Duo Seymor und Powell verpflichtet, die eine sehr formschöne Maschine mit unkonventionellen Brückenrahmen aus Chrommolybdän und zunächst mit Rotax-Motor auf die Räder stellten. Für dieses Bike erhielt MuZ 1993 in New York den “International Design Award”. Dieses innovative Fahrzeug sollte bald in einer neuen Produktionsstätte hergestellt werden.

Am 7. 2. 1994 rollte im alten Werk in Zschopau das letzte Motorrad vom Band. Der Grund war aber ein Erfreulicher, die Verlegung der Produktion in den Nachbarort Hohndorf. Im alten MZ-Werk nahm im April 1996 die Firma MZ-B ihre Arbeit auf, musste sie aber bereits 1998 wieder einstellen. Den von MZ-B gefertigten Motorrädern war kein Erfolg beschieden.

1994 – 1999  MuZ in Hohndorf

In das neue Werk in Hohndorf wurden nicht alle bisherigen Modelle zur Produktion übernommen. Aus der Reihe mit dem Rotax-Motor wurden ab April 1994 nur die Reiseenduro Country und die Silver Star in Hohndorf produziert. Die Produktion der großen Zweitakter wurde nicht wieder aufgenommen. Anlagen und Produktionsbestände wurden an den türkischen Importeur Kubalkan verkauft, der die ETZ 251 und 301 unter der Marke Kanuni mit Erfolg weiterproduzierte. Gewisse Stückzahlen wurden auch wieder nach Deutschland zurück exportiert. Von den kleinen ETZ- Modellen sind in Hohndorf etwa 3000 Stück produziert worden. 1996 wurde die Produktion der 125ger ETZ eingestellt. Große Erwartungen setzte man auf die Einführung der Skorpion. Diese führte man nicht mit dem Rotax-Motor sondern mit einem Einzylinder mit fünf Ventilen dem XTZ 660 von Yamaha in die Produktion. Im ersten Produktionsjahr wurde sie in drei Versionen angeboten. Das Naked Bike “Tour” hate keine Verkleidung, das Modell “Sport” eine knappe Halbverkleidung und Einzelsitze. Vollverkleidung und Koffersatz hatte die Skorpion Traveller als Reisemaschine. Schon in der Saison 1993, also etwa ein Jahr vor der Serieneinführung startete Mike Edwards mit einem der beiden in Birmingham ausgestellten Prototypen in Donington Park und erreichte einen 7. Platz. Mit der getunten Maschine wurde er 1994 englischer Vizemeister. So stieg MuZ endlich wieder in den Rennsport ein und feierte bald erste Erfolge in der Weltmeisterschaft der Supermono-Klasse. 1996 wurde der Skorpion-Cup ins Leben gerufen und seit langer Zeit wieder eine Reihe von Rennmaschinen auch für Privatfahrer hergestellt.

MuZ Skorpion 660 im Verkehrsmuseum Dresden

MuZ Renn-Skorpion, Baujahr 1995 ohne Verkleidung

MuZ Mastiff, Baghira und Baghira Street Moto

MZ Baghira

1999 – 2013 MZ in Hohndorf

Die neue RT 125 mit Viertaktmotor

MZ RT 125 im Museum für sächsische Fahrzeuge Chemnitz

MZ RT 125 vor Skorpion für die Polizei, Schloß Wildeck

Die 1000er Zweizylinder

MZ 1000 S im Schloß Wildeck Zschopau

Das letzte Motorrad aus Hohndorf

ZPsport 449 Baujahr 2013 Schloß Augustusburg

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Die Sechziger: neue Modelle mit Schwinge und Telegabel

Die siebziger und achtziger Jahre

MZ Strassenrennmaschinen

MZ-Geländesport

Quellen:  Ausstellungskatalog, Museum für sächsische Fahrzeuge e.V., Chemnitz, HB- Werbung und Verlag GmbH & Co KG, Chemnitz                           Suhr Christian, Das Messealbum, DDR-Motorindustrie im Spiegel der Leipziger Messe, Motorbuch Verlag, 2010                                               Rönicke, Frank, Das grosse DDR-Motorradbuch, Motorbuch Verlag, Stuttgart, 2013