Simson & Co. (1856 – 1933)
Die Brüder Löb und Moses Simson erwarben im Jahr 1856 einen Teil einer Hammermühle und begannen Holzkohlenstahl für Waffen herzustellen. 1871 installierten sie eine erste Dampfmaschine und starteten die Serienproduktion von Militärgewehren und Jagdwaffen. Ab 1896 stellte die Firma auch Fahrräder und ab 1911 erste Automobile her, die aber zunächst kein großer Verkaufserfolg waren. Das änderte sich ab 1924 mit den sportlichen und luxuriösen Modellen der Simson Supra-Reihe. Ab 1930 wurden auch Kinderwagen hergestellt.
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Arisierung (1933 – 1945)
Schon kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Arthur und Julius Simson der Prozess gemacht. Obwohl ihnen nichts Negatives nachgewiesen werden konnte, wurde die gesamte Firma an eine neu Gegründete mit Gauleiter Sauckel und dem Berliner Nazi Herbert Hoffmann als Leiter “verpachtet”. Die Familie Simson konnte 1936 über die Schweiz nach Amerika fliehen und ihr gesamtes Vermögen einschließlich der Fabrikanlagen wurde beschlagnahmt, bildete den Grundstock für die Berlin-Suhler-Waffen und Fahrzeugwerke. Neben Waffen wurden zunächst noch unter dem Markenzeichen BSW Motorfahrräder mit Fichtel & Sachs-Motoren gebaut. Die Firma wurde 1939 in “Wilhelm Gustloff Werke Waffenwerk Suhl umbenannt und stellte ab 1941 fast ausschließlich Rüstungsgüter, wie Maschinengewehre und Flak-Geschütze her.
SAG Awtowelo (1945 – 1952)
Die Alliierten stuften die Gustloff-Werke 1945 als Rüstungsbetrieb ein, was weitgehende Demontage zur Folge hatte. Von 5200 Maschinen verblieben etwa 900 in Suhl. Mit diesen wurden Kinderwagen, Fahrräder und Jagdwaffen hergestellt und überwiegend als Reparation ebenfalls in die Sowjetunion geliefert. Die sowjetische Administration gab die Entwicklung eines Viertakt-Motorrades in Auftrag. Die AWO 425 nahm die Tradition der Eisenacher BMW-Werke auf. Man kann in der AWO die Weiterentwicklung der kleineren BMW-Modelle sehen.
VEB Fahrzeug- und Gerätewerk Simson Suhl (1952 – 1968)
Die SAG Awtowelo ging am 1. Mai 1952 als volkseigener Betrieb in den Besitz der DDR über. Bald entstand eine große Nachfrage nach Mopeds und Kleinkrafträdern, für die es in der DDR kaum Hersteller gab. In Suhl sollte dazu eine Großserienproduktion eingerichtet werden. 1955 lief das erste Moped SR 1 vom Band, 1958 folgte das SR 2, von dem insgesamt 905.000 Stück hergestellt wurden. Aufgrund der großen Nachfrage wurde zunächst 1957 die Fahrradproduktion und 1961 die Herstellung der beliebten Sport-AWO eingestellt. Ab 1964 folgten die ersten Modelle der “Vogelserie”; Spatz, Star und Schwalbe. Die Produktion erreichte bald Jahresstückzahlen von 200.000 Kleinkrafträdern. Die Schwalbe wurde mehr als eine Million mal verkauft. Auf der Basis des Motors von Schwalbe und Star wurde eine Geländemaschine entwickelt. Mit diesen Motorrädern mit 50 und 75 Kubikzentimetern konnte auf Anhieb die Silbervase bei der Internationalen Sechstagefahrt 1964 errungen werden. Die Modellpalette wurde 1966 bis 1972 durch den Sperber und 1971 bis 1975 durch den Habicht ergänzt.
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VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk “Ernst Thälmann” Suhl (1968 – 1990)
Die zunächst ausgelagerte Produktion von Jagdwaffen wurde 1968 wieder in die volkseigene Firma integriert. Im Sommer 1970 wurde eine neue Produktkategorie eingeführt, die preislich und technisch deutlich unterhalb der Vogelserie angesiedelt war. Diese Fahrzeugkategorie erreichte im Westen in dieser Zeit beachtliche Verkaufszahlen. Obwohl das Simson Mofa SL 1 mit 695,- Mark nur etwa halb so viel kostete, wie die Mokicks, setzte es sich nicht durch. Nach nur 60.200 Exemplaren wurde die Produktion im März 1972 wieder eingestellt. Ein wichtiger Meilenstein war im Jahr 1975 die Entwicklung des Kleinkraftrades S 50, das auch in großen Stückzahlen in die Länder des Ostblocks aber auch in afrikanische und asiatische Staaten exportiert wurde. Die Baureihe S 50/51 war mit mehr als 1,6 Millionen Exemplaren das meistgebaute deutsche Kleinkraftrad. Im April 1986 wurde die beliebte aber inzwischen etwas antiquiert wirkende Schwalbe durch den Stadtroller SR 50 mit kleineren 12-Zoll-Rädern abgelöst. Durch die “Wiedervereinigung” brach das Wirtschaftsgebiet des RGW zusammen und ein großer Teil der Kunden gingen verloren. Der Vorstand der Treuhandanstalt leitete die Liquidierung des Unternehmens im März 1991 ein.
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Suhler Fahrzeugwerk GmbH (1991 – 2000)
Ende 1991 schlossen sich viele ehemalige Simson-Mitarbeiter zusammen, um die Firma neu zu gründen. Das völlig neue Preisgefüge und nun höhere Produktionskosten machten das Vorhaben nicht leicht. Ein besonders ungünstiger Umstand war, das durch das neue BRD-Recht für die Neufahrzeuge eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 50 km/h galt, während die bis 28. 2. 1992 produzierten Simson-Fahrzeuge durch den vereinbarten Bestandsschutz bis 60 km/h zugelassen waren. Die Modelle waren noch zu Millionen im Land vorhanden und sehr preiswert. Viel Energie wurde auf die Entwicklung eines 125 ccm kleinen Viertakt-Motorrades gesteckt, das leider kein Verkaufserfolg wurde. Durch die recht hohen Herstellungskosten in Deutschland konnten die ehemaligen Exportmärkte nicht noch einmal erschlossen werden.
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SIMSON MOTORRAD GmbH & Co KG (2000 – 2003)
Die neuen Geschäftsführer verkannten die Marktlage und setzten u.a. auf auswärtige Produktion, während die Nachfrage der traditionellen Kunden und die Teileversorgung vernachlässigt wurde. Die Lage wurde durch eine Ansammlung von Managementfehlern aussichtslos, so das die Anlagen am 1. 2. 2003 zwangsversteigert wurden.
Die Meyer-Zweiradtechnik-Ahnatal GmbH (MZA)
erwarb eine großen Teil der Anlagen und stellt die Ersatzteilversorgung für die immer noch große Zahl der Simson-Mockicks sicher. Es werden verschiedene Motoren neu gefertigt. Es gibt einen schnellen Online-Vertrieb und ein großes Netz von Service-Partnern.
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Quellen: Paul Gränz, Peter Kirchberg, Ahnen unserer Autos, Transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin, 1975 Förderverein Fahrzeugmuseum Suhl e.V. link: www.fahrzeug-museum-suhl.de Suhr Christian, Das Messealbum, DDR-Motorindustrie im Spiegel der Leipziger Messe, Motorbuch Verlag, 2010