Vom Jahr 1884 an bis Mitte der neunziger Jahre wurde von der Halleschen Maschinenfabrik und Eisengießerei der damals so bezeichnete “Spiel-Motor” hergestellt. Vor allem für die Daimler-Motoren-Gesellschaft aber auch für Deutz waren diese Motoren eine sehr ernst zu nehmende Konkurrenz. Der von Johannes Spiel hervorragend durchkonstruierte Motor war dem Viertakter von Otto im grundsätzlichen Aufbau sehr ähnlich, unterschied sich aber in einigen Merkmalen deutlich. Das Innovativste Merkmal war wohl die Saugrohr-Benzineinspritzung, die hier zu ersten mal ausgeführt und auch in größerer Serie hergestellt wurde. Auch war er der erste Viertaktmotor, bei dem das Einlaßventil von der Nockenwelle gesteuert wurde. Beim Motor von Otto, wie auch dem von Benz, wurde dies durch excentergesteuerte Schieber bewerkstelligt. Bei Daimler fand ein automatisches (Schnüffel-) Ventil Anwendung. Die ersten Daimler-Motoren hatten gar kein Nockenwelle, sondern die auf der Kurbelwelle befestigte Kurvennuten-Scheibe, die aber bereits von Ferdinand Kindermann erfunden worden war, öffnete das Auspuffventil. Von der waagerecht verlaufenden, mit Kegelradsatz von der Kurbelwelle angetriebenen Nockenwelle des Spiel-Motors wurde über Rolle und Hebel nicht nur das Einlaßventil, sondern auch eine sehr kleine Kolbenpumpe betätigt, die Benzin von einem Vorratsbehälter in eine Kammer oberhalb des Einlaßventils spritzte. Dieses Einspritzen geschah vor dem Öffnen des Einlaßventils. Unterhalb des Einlaßventils war ein gekrümmtes Rohr angebracht, welches das durch Mitreisen des Benzinnebels entstandene Gemisch zunächst gegen den Zylinderkopf leitete, wobei ein Effekt entstand, der an die viel später entwickelte Umkehrspülung erinnert. Erst ein Jahr später hatte die Deutz AG erste Benzin-Motoren im Programm. Bis dahin musste man einen Gasanschluß im Hause haben, um einen Ottomotor betreiben zu können. Die Flammenzündung mit Einschleußungs-Labyrint (Vermittlungsflamme) war ähnlich des Deutzer Motors ausgeführt, erfolgte jedoch durch eine rußfreie Spiritusflamme, was die Wartung vereinfachte. Vorbildlich war auch die Aussetzerregelung innerhalb des Systems der Brennstoffpumpe ausgeführt. Durch Zuverlässigkeit, Verbrauch und Leistungsfähigkeit, ebenso wie im Preis war der in Halle hergestellte Motor von Johannes Spiel vielen Fabrikaten seiner Zeit überlegen. 

Der Motor von Johannes Spiel hergestellt von der Maschinenfabrik Halle

Quellen: F. Sass, Die Geschichte des deutschen Verbrennungsmotorenbaus, Springer-Verlag Berlin-Heidelberg 1962