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MZ RE 125 Baujahr 1957 Schloß Augustusburg

MZ RE 125, Baujahr 1957

Schon im Jahr 1952 wurde das Motorradwerk in VEB Motorradwerk Zschopau umfirmiert. Doch erst Ende 1955 wurde MZ als neues Markenzeichen eingeführt. Ab 1956 startete man dann als MZ-Rennkollektiv. Die RE 125 wurde mit Fahrwerken sowohl mit Kurz- als auch Langschwinge gebaut. Der Tank hing unter dem Rahmen. Über dem Rahmen wurde eine Haube als Aluminium zu besseren Körperschluß befestigt. Ab 1955 kamen Sechsgang-Getriebe zum Einsatz. 

MZ RE 125 ohne Seitenverkleidung Augustusburg

Der Motor leistete inzwischen 16 PS bei 9000 U/min. Im Jahr 1957 siegten Ernst Degner und Horst Fügner auf solchen Maschine in St. Wendel (BRD) und Zandvoort (NL). Auf dem Norisring (BRD) wurden die DDR-Fahrer zwar aufgrund politischer Entscheidungen nicht gewertet, doch zeigten Degner, Fügner, Musiol und Zimpel mit den Plätzen eins, zwei, drei und vier, was sie konnten. Den offiziellen Titel bekam aber der fünftplatzierte Westdeutsche Lottes.

MZ RE 125, Baujahr 1961 Schloß Augustusburg

MZ RE 125  Baujahr 1961

Die hier links abgebildete Maschine ist etwas ganz Besonderes. Sie wurde im Jahr 1961 von Ernst Degner gefahren. Bis zum 16. September führte dieser in der Wertung der Weltmeisterschaft der Achtelliter-Klasse. Beim Lauf im schwedischen Kristianstadt fuhr er seinen Motor aber mutmaßlich absichtlich kaput. Am nächsten Morgen war nicht nur er, sondern auch sein Wartburg-Sportwagen verschwunden. Er hatte sich in den Westen abgesetzt und Motorteile und diverse Zeichnungen mitgenommen.

MZ RE 125 mit Trockenkupplung und Monoport-Auspuff

Mit diesem Kow-How gelang es der japanischen Firma Suzuki zu den besten der Welt aufzuschließen. Die ersten Suzuki-Rennmotoren glichen den Aktuellen von MZ bis aufs Haar, wie Mat Oxley in seinem Buch “Gestohlene Geschwindigkeit” eindrücklich beschreibt. Der größte Spionageskandal der Motorsportgeschichte” mit vielen Zeugen und Zeugnissen belegt diesen außergewöhnlichen Verrat. Oxley war selber Rennfahrer und siegte beispielsweise bei der Tourist Trophy auf der Isle of Man. Auch ohne die letzten Rennen wurde Degner 1961 noch Vizeweltmeister. 

Maschine von Ernst Degner Motor Einlaßseite

Er hätte mit großer Wahrscheinlichkeit den Welt-meistertitel für MZ geholt. Der Verlust war ein schwerer Schlag für MZ. Mit einem Weltmeistertitel wären wahrscheinlich Mittel der Sportförderung geflossen. Unabhängig davon wurde es für MZ aber noch schwerer, denn die einheimischen Fahrer aus dem Osten konnten in viele NATO Länder nicht mehr einreisen, weil die von den USA dominierten Alliierten einen entsprechenden Pass verweigerten.

Der Motor der Weltmeisterschaftsmaschine leistete jedenfalls 24 PS bei 11.000 U/min und beschleunigte die etwa 80 kg leichte Maschine auf 180 km/h.

MZ-Versuchsmotor 125ccm Bj. 1956/57 liegender Zylinder

MZ-Versuchsmotor 125ccm Baujahr 1956/57

Nicht alle Entwicklungen kamen zum Renneinsatz. MZ entwickelte auch Motoren mit liegenden Zylindern. Der Drehschieber lag nun oben auf dem Kurbelgehäuse und wurde von einem Schraubradantrieb bewegt. Dieser Antrieb überhitzte bei den Versuchen aber, so dass man die Konstruktion aufgab.

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Quellen: Rönicke, Frank, Das grosse DDR-Motorradbuch, Motorbuch Verlag, Stuttgart, 2013                                                                                      Woll, Manfred, IFA/MZ-Renngeschichte 1949-1961, HEEL Verlag GmbH, Königswinter, 2001                                                                          Oxley, Mat, Gestohlene Geschwindigkeit. Der größte Spionageskandal der Motorsportgeschichte, Übersetzung aus dem                                Englischen von Andy Jordan, Notschriften Verlag, Radebeul 2017