Der Volksentscheid vom Juni 1946 legitimierte gewissermaßen die Enteignung der Auto Union Chemnitz, die aber nach den Beschlüssen gemäß des Potsdamer Abkommens von der SMAD auch ohne Zustimmung durchgeführt worden wäre. Die Auto-Union zählte zur Liste C – zu den Rüstungsbetrieben. Die Firma – beziehungsweise einige leere Hallen – nannte sich nun VEB Horch Kraftfahrzeug- und Motorenwerke Zwickau und ging in Volkseigentum über. Die Sowjets hatten 98 % des Maschinenparks demontiert. Es wurden 3800 Maschinen abtransportiert. Die SMAD gestatte die Aufstellung von 68 Maschinen zur Fertigung von Teilen und Reparatur von Fahrzeugen. Horch war auf die Fertigung von PKW der Luxusklasse und später auf schwere geländegängige PKW spezialisiert. Beides wurde nun erstmal weniger gebraucht. Es fehlte an allem. Man begann mit der Produktion von LKW des Typs H 3. Er ähnelt dem AU 1500, der bei Wanderer in Chemnitz-Siegmar entwickelt worden war. Sieht man aber genauer hin, ist der H3 eine neue eigene Entwicklung. Die verwendeten Ottomotoren HL 42 waren eine Konstruktion von Maybach mit 100 PS Leistung, wie sie in verschiedenen Militärfahrzeugen verwendet wurden. Insgesamt wurden in Zwickau von 1947 bis 1949 852 LKW dieses Typs gefertigt. Zu den ersten im VEB Horch gefertigten Fahrzeugen gehören auch sieben “Stromlinienlimousinen” Horch 930 S mit Achtzylinder-V-Motoren, die von der sowjetischen Militäradministration in Auftrag gegeben worden waren. Die luxuriösen Wagen hatten sogar ein Waschbecken mit fließenden warmen und kalten Wasser. Im Jahr 1948 wurde die Entwicklung eines neuen PKW der Oberklasse begonnen. Von diesem Horch 920 wurden 1950 zwei Prototypen gebaut und getestet. Auch ein Kübelwagen für Polizei und Armee wurde 1951 aus dem Kfz 19 der Wehrmacht entwickelt. Dieser allradgetriebene H 1 mit einem 3,8-Liter V8-Benzinmotor war aber einigermaßen schwer und teuer, so das sich die bewaffneten Organe für den Phänomen 27 Zg entschieden.

LKW H 3  im August Horch-Museum Zwickau

Maybachmotor HL 42

Replik des H3 mit originalem HL 42-Maybach-Motor im Sächsischen Nutzfahrzeugmuseum

Horch 930 S Stromlinienlimousine  im August Horch-Museum Zwickau

Horch 930 S Stromlinienlimousine Baujahr 1948 im August Horch-Museum Zwickau

Horch 930 S Stromlinienlimousine, Detail Waschbecken  im August Horch-Museum Zwickau

Horch 920 S Limousine unrestaurierter Prototyp Baujahr 1950 im August Horch-Museum Zwickau

Der RS 01 “Pionier” (1949-50)

Schon 1939/40 waren in der Zentralen Versuchsabteilung der Auto-Union “Bauern-Trecker” mit Zwei- und Vierzylinder-Boxermotoren in einigen Versuchsfahrzeugen gebaut worden. Man plante 1945 diese Traktoren bei Horch zu produzieren, kam aber wieder davon ab. Die Rote Armee war 1944 immer weiter auf Deutschland vorgerückt. Die FAMO-Werke in Breslau, eine Tochter der Junkers AG, lagerten deshalb Anfang 1945 Maschinen und Anlagen der Traktoren-Produktion nach Schönebeck/Elbe aus. Nach der Kapitulation wurden die Anlagen der FAMO in Breslau, mit denen die schweren Halbketten-Zugkraftwagen hergestellt worden waren, komplett demontiert und in die Sowjetunion geschafft. Das Werk in Schönebeck war zunächst nicht arbeitsfähig. Die Techniker überarbeiteten aber die Unterlagen für den FAMO XL Traktor, der dann ab 1949 im “VEB Horch” hergestellt wurde. Der Vierzylinder-Dieselmotor mit Vorkammer-Einspritzung des robusten Ackerschleppers erzielte aus dem rund 5 Liter Hubraum 40 PS Leistung und wurde bis 1950 in Zwickau in 2605 Einheiten gebaut. Dann wurde die Produktion in das Schlepperwerk Nordhausen verlagert.

Video: Traktoren RS 01 "Pionier" beim Bulldog- Dampf- & Diesel-Treffen auf der AGRA Markkleeberg, 2017

Video: Traktoren RS 01 “Pionier” beim Bulldog- Dampf- & Diesel-Treffen auf der AGRA Markkleeberg, 2017

Traktor RS 01/40 “Pionier” erstes Erzeugnis mit Dieselmotor aus Zwickau im IFA-Museum Nordhausen

Dieselmotoren statt Luxus-PKW

Der P 240 “Sachsenring”

VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau

VEB Schlepperwerk Nordhausen

VEB Kraftfahrzeugwerk “Ernst Grube” Werdau

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Quellen: Kirchberg, Peter, Plaste, Blech und Planwirtschaft, Die Geschichte des Automobilbaus in der DDR,                                                             Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann GmbH, Berlin, 2000                                                                                                               Suhr, Christian, Das Messealbum, DDR-Motorindustrie im Spiegel der Leipziger Messe, Motorbuch Verlag, Stuttgart, 2010