Karl Gustav Hiller wurde am 30. 3. 1863 als Sohn eines Zimmerermeisters in Zittau geboren. Während seiner Ausbildung zum Kaufmann arbeitet an der Entwicklung von Maschinen beispielsweise zur Fertigung von Bommeln und anderen nützlichen Dingen. Als genialer Tüftler erhielt er bald etliche Patente und konnte mit diesen Einnahmen im Jahr 1888 seine erste Firma gründen. Während viele Fahrradhersteller in Deutschland auf die Hochräder setzten, importierte Gustav Hiller ab 1890 exclusiv die modernen Rover-Fahrräder mit kleineren Rädern und Ketten-Antrieb aus England und produzierte sie ab 1891 in einer neu gegründeten Fabrik selbst. Im Jahr 1894 konnte die Marke “Phänomen-Rover” erfolgreich etabliert werden. Ab der Jahrhundertwende stellte er erste Motorräder, zunächst mit Fafnir-Motoren her. Die nun verstärkten speziellen Rahmen wurden ab 1903 mit Ein- und Zweizylindermotoren aus eigener Entwicklung und Produktion ausgerüstet.

Das Phänomobil

Im Jahr 1905 begann man mit der Produktion eines dreirädrigen Fahrzeuges, bei dem die Kraft des vom größerem Motorradtyp bekannten Zweizylindermotors mit zwei Ketten auf das gelenkte Vorderrad übertragen wurde. Die erste Kette führte von der Kupplung zu einer Zwischenwelle, die sich am Schwingenbolzen der Vorderradschwinge befand. Die zweite Kette von dieser Zwischenwelle zum Vorderrad. Durch diese Konstruktion veränderte sich die Kettenspannung beim Einfedern nicht. Ab dem Jahr 1910 stattete man die dreirädrigen Phänomobil-Dreiräder mit einem durch zwei kleine Propeller luftgekühlten seitengesteuerten Vierzylinder Reihenmotor aus. Zu dieser Zeit wurde auch der erste vierrädrige PKW mit wassergekühltem Vierzylindermotor hergestellt und die Fabrikation der Motorräder beendet.

Phänomen Motorrad Baujahr 1907 im Museum für sächsische Fahrzeuge Chemnitz

Phänomobil Modell ZN, Baujahr 1921, Detail Motor

Gustav Hiller starb im Jahr 1913. Nach der Umfirmierung des Betriebs zur Gustav Hiller GmbH unter Leitung seines Schwagers wurden 1916 die Phänomen-Werke Gustav Hiller AG gegründet, wo Sohn Rudolf Hiller die technische Leitung übernahm. Die robusten und preiswerten Dreiräder wurden ein großer Verkaufserfolg. Viele wurden als Taxameter-Droschken eingesetzt und wegen des langen Schwenkhebels zur Lenkung anstatt eines Lenkrades als “Knüppelrenner” bezeichnet. Die “richtigen” Phänomen-Autos dagegen war kein großer wirtschaftlicher Erfolg beschieden.

Transporter und Lastwagen

Durch gute Kontakte zur Deutschen Reichspost wurde im Jahr 1927 ein kleiner Lieferwagen mit 750 kg Nutzlast passend für den Zustell-Verkehr entwickelt. Der größere (1540ccm) seitengesteuerte Vierzylindermotor des Phänomobil-Dreirades wurde dazu mit einem Gebläse versehen und längs ins Fahrgestell eingebaut. Die Firma sah nun im Marktsegment Lieferwagen und leichte Lastwagen die besten Chancen. Im Jahr 1931 kam der Granit 25 mit einem neu entwickelten luftgekühlten Vierzylindermotor mit 2500ccm, zunächst 35 später 40 PS und einer Nutzlast von 1,5 Tonnen heraus. Für diese Transporter war die Reichspost einer der wichtigsten Abnehmer. 1936 folgte der Granit 30 mit 2,5 Tonnen Nutzlast und größerem Motor mit 56 PS. Nach der Typenbereinigung durch das Schell-Programm wurde ab 1941 der Granit 1500 mit 1,5 Tonnen Nutzlast und seitengesteuerten 2,7 Liter-Motor mit 50 PS hergestellt. 

Phänomen 4 RL Baujahr 1927 im Verkehrsmuseum Dresden

Granit 25 Bj. 1939 im Sächsischen Nutzfahrzeugmuseum

Der seitengesteuerte luftgekühlte Motor des Granit 1500 ohne Luftleitbleche im Sächsischen Nutzfahrzeugmuseum

Granit 1500 A Bj. 1944 mit Lackierung für das Afrika-Corps im Sächsischen Nutzfahrzeugmuseum Hartmannsdorf

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