Im Jahr 1871 gründet Carl F. Benz die Firma Karl Benz und August Ritter, Mechanische Werkstätten in Mannheim. Laut seiner Memoiren soll sein erster Zweitaktmotor in der Silvesternacht des Jahres 1879 zum ersten Mal aus eigener Kraft gelaufen sein. In der Literatur findet sich fast nichts über seine Funktionsweise. Er selbst schreibt; “Diese Zweitaktmotoren waren mit einer besonderen Luftpumpe und einer besonderen Gaspumpe versehen…”1. M.E dürften sie ähnlich der Motoren von Dugald Clerk funktioniert haben, deren Funktion am 11. 2. 1879 patentiert wurde. Die spezielle Gaspumpe und andere konstruktive Details zeigen aber die Innovativität von Benz. Diese Motoren wurden bald ein wirtschaftlicher Erfolg und so wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft namens Mannheimer Gasmotorenfabrik umgewandelt. Wie viele andere Erfinder und Konstrukteure trat er aus seiner eigenen erfolgreichen Firma aus, die von Kaufleuten und Bankern zur Erzielung größtmöglichen Profits ohne ihn weitergeführt wurde. Benz wollte weiter erfinden.

Mit dem Kaufmann M. Rose gründete er die nächste Firma, die Benz & Co., Rheinische Gasmotorenfabrik Mannheim. Er arbeitet nun an der Vervollkommnung des Zweitaktmotors. Zunächst wollte Benz das Patent 532 und damit das Monopol auf den Viertaktmotor von Otto umgehen, doch der neue Motor von 1884 war voller technischer Detaillösungen, welche seine Leistung, verglichen mit den Maschinen von Lenoir, Otto & Langen, Deutz AG, Markus, Clerk und einigen anderen, massiv gesteigert haben dürften. Der erste Zweitakter mit einem Arbeitszylinder brauchte noch einen Luftpumpenzylinder und einen kleineren Gaspumpenzylinder. Der neue Motor hatte, wie einige Dampfmaschinen, einen Kreuzkopf mit Gleitbahn. Der Kolben hatte keinen Kolbenbolzen. Die Kolbenstange konnte dadurch am zur Kurbelwelle zeigenden Zylinderende abgedichtet werden. Beim Gang zum oberen Totpunkt saugt der Kolben auf seiner Unterseite – gesteuert durch Flachschieber – Luft an und drückt sie beim Gang zum unteren Totpunkt in ein Vorratsgefäß im Zylinderfuß. Es entsteht so eine Vorverdichtung. Kurz vor UT wird das Auspuffventil geöffnet und kurz danach die vorverdichtete Luft in den Zylinder geleitet und der Rest der verbrannten Gase ausgespült. Auf halben Wege zum OT schließen beide Ventile und die Luft wird verdichtet.  Dann drückt eine Kolbenpumpe das Leuchtgas zum richtigen Zeitpunkt in den Brennraum. Dabei muss sie einen höheren Druck erreichen als die verdichtete Luft im Arbeitszylinder. Die Haupt-Innovation des Motors war, dass die Unterseite des Arbeitszylinders die Arbeit des vorherigen Pumpenzylinders übernahm, ein Zylinder mit vielen Bauteilen eingespart wurde. Benz entwickelte für den Motor auch eine Batteriezündung und die erste Leerlaufeinrichtung (DRP 22256) Die neuen Motoren wurden bald in verschiedenen Größen gebaut und ein wirtschaftlicher Erfolg. Zum Patent konnte er sein Verfahren nicht anmelden. Das Patentamt war der Meinung, das auch sein Motor eine Ladungschichtung, wie im DRP 532 Ottos aufwies. Ironie der Geschichte; in keinem dieser Motoren hat es je eine Schichtung gegeben.

Der “Neue Zweitaktmotor” von Benz in seiner letzten Version mit Ventilen statt Schiebern

Carl F. Benz im Alter von 25 Jahren

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Quellen: Benz, Carl Friedrich: Lebensfahrt eines deutschen Erfinders.Die Erfindung des Automobils. Erinnerungen eines Achtzigjährigen,                          Koehler und Amelang, Leipzig 1925 (1936)                                                                                                                  https://mercedes-benz-publicarchive.com/marsClassic/de/instance/picture/Zweitaktmotor-von-Carl-Benz.xhtml?oid=108186                     F. Sass, Die Geschichte der deutschen Verbrennungsmotorenbaus, Springer-Verlag Berlin-Heidelberg 1962