Formel B 8  1977 bis 1983

Die SRG und der MT 77

Im Jahr 1977 gründeten Ulli und Peter Melkus, Hartmut Thaßler, Bernd Kasper, Heiner Lindner und Klaus Günther die Sozialistische Renngemeinschaft – SRG. Ulli Melkus hatte den Konstrukteur Bernd Kasper beim Studium kennengelernt. Hartmut Thaßler lieferte seit einiger Zeit Karosserieteile für die Melkus KG. Die anderen Bundesgenossen waren durch ihre Konstruktionen und Rennerfolge bekannt. Weitere Betriebe und Institutionen, wie die TU Dresden und der VEB Luftfahrttechnischer Anlagenbau mit seinem Windkanal halfen mit, das für lange Zeit in den sozialistischen Staaten konkurrenzlose Formelfahrzeug zu entwickeln und herzustellen. Ein wichtiges Merkmal des Rennwagens war seine Gewichtsverteilung. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wir mit vier Personenwaagen auf einer ebenen Platte die Federbeine so lange eingestellt haben, bis auf allen Waagen der gleiche Wert zu sehen war. Dabei musste natürlich der Fahrer möglichst zentral sitzen. Die Renner leisteten mit ihren Lada-Motoren in der LK I 1300 etwa 125 PS in der E 1600 zunächst um etwa 145 PS und waren schnell genug um ihren Konkurrenten bis zum Erscheinen der Estonia-Boliden zum Ende der achtziger Jahre davonzufahren. Bei einigen historischen Rennveranstaltungen gewinnt man den Eindruck, dass kein einziger dieser Rennwagen-Legenden verloren gegangen ist.

Heiner Lindner hinter Ulli Melkus auf dem Sachsenring in der ersten kurzen Form der Karosse ohne Heckflügel 1977

MT 77 lange Version ohne Haube – Blick in den “Kohlenkasten” beim Classic Cup in Frohburg 2017

Thomas Pfeifer im MT 77 ex Henry Büttner bei der ADAC Sachsenring Classic 2022

MT 77 von und mit Heinz Siegert beim ADMV Classic Cup in Frohburg, 2017

Formel B8 Junior 600/Formel E 600 (1977 – 1989)

Insbesondere Verantwortliche des ADMV, wie Siegfried Leutert, Siegfried Seifert und Gärtner jr. wollten den Motorsport auf eine breitere Basis stellen. Talentierter Nachwuchs – auch für die Gruppe B8 – sollte gefördert werden. Ein MT 77 war für junge “Normalverdiener” erstmal nur schwer zu stemmen. Die Technik des Trabant war am verbreitetsten, preiswert und einigermaßen beschaffbar. So schuf man die Formel Junior 600. Zunächst war das Tuning der Motoren recht reglementiert. Aber schon nach dem ersten Reglement durften die Zylinder mit dem Auslass nach hinten gedreht werden. Nach dem neuen Reglement der FIA gehörten die Fahrzeuge zur Kategorie II Gruppe E (formelfreie Rennwagen). Für diese nun Formel E 600 genannten Wagen wurden ab 1986 die Tuning-Möglichkeiten erweitert, so das die Leistung zuletzt bis auf 86 PS anstieg.

E 600 von Siegfried Schulz in Polenz im Jahr 2000

Siegfried Schulz MC Köthen

Siegfried und Bernd Schulz, und Joachim Wunsch bauten 1977/78 den ersten Formel Junior Rennwagen. Dazu benötigten sie etwa 2400 Arbeitsstunden. Das Fahrzeug wurde zunächst bei Bergrennen eingesetzt. Im Jahr 1981 kam Hans-Joachim Hirsch dazu und es entstand das inzwischen fünfte Fahrzeug. Insgesamt wurden in Köthen 12 Fahrzeuge gebaut. Siegfried Schulz gewann die DDR-Bestenermittlung in den Jahren 1982 sowie 1986 und war mit dem hier abgebildeten Renner noch im hohen Alter bei Veranstaltungen für historische Rennfahrzeuge aktiv.

Video Siegfried Schulz in Köthen 2009

E600-Rennwagen ex Siegfried Schulz Sachsenring 2017

E600-Rennwagen von Siegfried Schulz in Köthen 2020

Volker Dau im Hübner-Trabant am Vorstart des Flugplatzrennens Obermehler 2022, Foto: B. Hofmann

Hübner-Trabant

Horst Hübner aus Oberheldrungen baute nach dem geänderten Reglement ab 1985 einen eigenen E600. Dazu fertigte er für die Karosserie zunächst ein Gipsmodell, von dem eine Negativ-Form abgenommen werden konnte. Mit dem Fahrzeug, das als erstes seiner Klasse Scheibenbremsen hatte, wurde er im Jahr 1987 Dritter der Bestenermittlung seiner Klasse. Das Fahrzeug blieb erhalten und wird bei Veranstaltungen für historische Rennfahrzeuge von Volker Dau gefahren.

WK 82 – 88

Ab 1982 entwickelten Tilo Börner, Arthur Röhlich und Hartmut Gerstberger einen Rennwagen, der sich etwas an einen Entwurf des Formel-1-Konstrukteurs Willi Kausen orientierte. Mit einem ersten Exemplar erreichte Tilo Börner 1986 den zweiten Platz der Gesamtwertung der LK II. Auch Ulrich Jurisch, Roland Hinz und Arthur Röhlich waren auf einen WK 82-88 unterwegs. Wie fast alle in der Formel Easter 1300 hatten sie Lada-Motoren. Wichtige Merkmale sind die innenliegenden Federbeine und die Frontflügel.

WK 82-88 E1300 ex Arthur Röhlich Foto: A. Haubenreißer

WK 82-88 E 1300 LK II ex Arthur Röhlich

WK 82-88 E1300 ex Arthur Röhlich Foto: A. Haubenreißer

Formel E 1300/E 1600 (Formel Easter) 1989-90

Metallex und Estonia – Rennwagen aus dem sozialistischen Ausland

Sowjetischer Formel Easter vom Typ Estonia von Jens Smollich in Frohburg im Jahr 2017

Tschechoslowakischer Metalex-Rennwagen am Vorstart zum Weinbergrennen des MC Naumburg im Jahr 2010

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Quellen: Wolfgang Melenk, Meister des Sports, Der Automobilrennsport in der DDR, Motorbuch Verlag, Stuttgart, 2004                                              Wolfgang Melenk, Mike Jordan, Rennsportlegende Heinz Melkus, Verlag Schneider Text, 2008                                                                      Ihling, Horst, Autorennsport in der DDR, Bild und Heimat Verlag, Reichenbach/Vogtl., 2006                                                                        Medrow, Hendrik, Von Könnern, Machern und Legenden, Akteure im Automobilrennsport der DDR,                                                              HB-Werbung und Verlag GmbH & Co. KG, Top Speed, Chemnitz 2016