Schwerer Start nach dem Krieg
Schon 1885 wurde die Firma Hoyer & Glahn in Schönebeck gegründet, die als Fahrradwerke “Weltrad” ab dem Jahr 1900 bekannt wurde. Desweiteren gab es etwas später ein Werk des Flugzeugherstellers Junkers. Die FAMO-Werke in Breslau lagerten ihre Produktionsanlagen aufgrund der immer weiter nach Osten vorrückenden Ostfront Anfang 1945 von Schlesien in die Hallen der Junkers-Werke in Schönebeck aus. Die Produktion wurde dort aber nicht wieder aufgenommen. Nach Kriegsende wurden alle Anlagen demontiert und in die Sowjetunion geschafft. In der Fahrradfabrik wurden ab 1945 wieder in geringem Umfang Fahrräder, Kinder- und Handwagen und einige Zeit später Ersatzteile für FAMO-Landmaschinen produziert. Im Jahr 1948 wurde die Fahrradfabrik mit den Resten der FAMO zu den IFA-Fahrzeugwerke Schönebeck/Elbe zusammengeschlossen. Da die Produktionsanlagen für größere Maschinenteile fehlten, wurden zunächst die Unterlagen für FAMO-Rad- und Kettenschleppern komplettiert und die Konstruktion neuer Typen begonnen. Als erstes konnte im Jahr 1949 der RS 01/40 “Pionier” zunächst bei Horch in Zwickau in Produktion genommen werden. Nach etwas über 2600 in Zwickau hergestellten Exemplaren wurde die Produktion dann 1950 ins VEB Schlepperwerk Nordhausen verlagert. Der ebenfalls schon in Breslau entwickelte KS 07 “Rübezahl” konnte im Brandenburger Traktorenwerk im Jahr 1952 in die Produktion überführt werden. Eine echte Neuentwicklung war der RS 04/30, der ab 1953 in Nordhausen hergestellt wurde. Die Firma in Schönebeck wurde bald in VEB Schlepperwerk Schönebeck und später in VEB Traktorenwerk Schönebeck umbenannt.
RS 08/15 “Maulwurf”
Egon Scheuch hatte in Erfurt ab dem Jahr 1937 Einachsschlepper mit DKW-Motoren hergestellt. Im Jahr 1949 baute er das erste Exemplar seines Geräteträgers “Maulwurf” zusammen. Das innovative Konzept fand auf der Landwirtschaftsausstellung 1950 in Leipzig-Markkleeberg große Beachtung. In Kooperation mit dem Schlepperwerk Nordhausen wurde daraufhin eine Kleinserie von 10 Maulwürfen fabriziert. Als Antrieb diente ein 300ccm kleiner DKW-Einzylinder-Zweitaktmotor mit etwa 9 PS. Scheuch lies sich diesen Einholm-Geräteträger patentieren und überzeugte die IFA-Kombinatsleitung davon, das Konzept zur Serienreife zu entwickeln. Der nun recht gut durchkonstruierte neue Maulwurf RS 08 besaß den Zweizylindermotor des P 70 sowie ein Vierganggetriebe mit Vorschalt-und Umlenkgruppe, also 8 Vor- und 8 Rückwärtsgänge. Die Zapfwellen konnten sowohl Drehzahl- als auch geschwindigkeitsabhängig geschaltet werden. Das besondere war, das Spur und Radstand variabel waren und am gelochten Holm diverse Geräte angebaut werden konnten. Das Differential konnte gesperrt und die Bremsen links und rechts unabhängig voneinander betätigt werden. Der Maulwurf RS 08/15 wurde von 1953 bis 1956 im VEB Traktorenwerk Schönebeck produziert. Er ist der erste dort in Serie hergestellte Traktor.
Geräteträger RS 09/122 und RS 09/124
Ein Nachteil des RS 08/15 war der Zweitaktmotor, der etwas mehr Kraftstoff und auch Öl brauchte. So wurde der Geräteträger bald überarbeitet und erhielt zunächst einen luftgekühlten Zweizylinder-Dieselmotor mit Direkteinspritzung der österreichischen Firma Warchalowski, der allerdings importiert werden musste. Die RS 09 wurden ab 1955 als Kleinserie in Schönebeck gebaut. Ab 1958 wurde dieser Motor dann in Lizenz in Schönebeck gebaut und die Produktionszahlen des Traktors erhöht. Hubraum und Leistung des Motors wurden etwas erhöht. Ab 1962 wurde ein luftgekühlter Vierzylinder-V-Motor mit 25 PS Leistung vom VEB Motorenwerk Cunewalde verwendet und auch eine sturzsichere Kabine angeboten. Der RS 09 besaß einen Kraftheber hinten und damit auch eine Hydraulikanlage für Anbaugeräte. Von 1962 bis 1974 wurde der RS09/124 auch im VEB Landmaschinenbau Haldensleben produziert. Auf Basis des RS 09 wurde im VEB Landmaschinenbau “Rotes Banner” Döbeln der Schwenkkran T 157 produziert. Von den Geräteträgern wurden insgesamt mehr als 120.000 Stück hergestellt.
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