Anfang des 20. Jahrhunderts gab es nur wenige befestigte Straßen und die ersten Motorräder waren noch nicht allzu leistungsfähig und nicht einfach zu bedienen. Bei reliability trials, wie “The Scottish” führte die Strecke über die allgegenwärtigen Feldwege auch durch Furten, die für Pferdewagen geschaffen waren. Hier mussten sich frühe elektrische Zündanlagen bewähren, wie auch der ein- oder andere Riementrieb an Steigungen. Diese Zuverlässigkeitsfahrten führten zur Verbesserung der Alltagstauglichkeit der Fahrzeuge. Seit 1912 gab es das „Six Days’ Reliability Trial“, das ab 1913 zur härtesten Prüffahrt und internationalen Meisterschaft(FICM) der „International Six Days of Regularity“ wurde. Innerhalb dieser reliability trials gab es “observed hills“, Bergauffahrten, wo die Leistungsfähigkeit des Motorrades am Berg beobachtet wurde. Die Leistungsfähigkeit der Fahrzeuge stieg rasch an und mehr und mehr rückte das Vermögen der Fahrer in den Vordergrund. Aus den Zuverlässigkeitsfahrten entwickelte sich der Motorradgeländesport (Enduro). Observed hills mit steigenden Schwierigkeitsgrad blieben als Trial-Tests bei vielen Enduro-Wettbewerben erhalten, führten aber auch zu einer eigenen Disziplin, die “observed trial” genannt wurde. Andere Arten der Geländeprüfung, bei denen es mehr um Geschwindigkeit im Gelände ging, führte zum “scramble” dem heutigen Moto Cross. Der Belgier Henry Groutars veranstaltete von 1926 bis 1928 reliability trial-Wettkämpfe zwischen Belgiern und Briten. Beim “Trial van het Hageland” 1938 in Flandern lag der Schwerpunkt schon sehr auf den observed hill-Bestandteilen der Fahrt, die ohne Stop gemeistert werden mussten. In Belgien wurde von 1940 an der Maldegham-Cup, ein reliability trial mit observed hills und scramble-Tests durchgeführt. Im Jahr 1948 wurde aus diesem “Maldegham-Pokal” der erste richtige Trial-Wettbewerb auf dem Kontinent, der alsbald in Trial Lamborelle umbenannt wurde. Bei diesem Wettbewerb in Ohain bei Waterloo wurden schon die Regeln mit ein, drei und fünf Punkten bei ein-  bzw mehrmaliger Bodenberührung oder gar Stillstand des Vorderrades angewandt. Zu den Wettbewerben kamen Sportler aus ganz Europa nach Belgien und so wundert es nicht, dass dort im Jahr 1967 eine erste Europameisterschaft ausgetragen wurde.

Marco Conrad BSA Flöha 2024

BSA Trial-Maschine von Marco Conrad in Flöha 2024

Michael Sprengling Royal Enfield Flöha 2024

Royal Enfield von Michael Sprengling in Flöha 2024

Motorradtrial in der DDR

Das erste Trial in der DDR war das 1. Berliner Trial auf dem Betriebsbahnhof Rummelsburg am 25.8.1957. Wie die Zeitschrift Illustrierter Motorsport im September 1957 schrieb, kamen seriennahe Maschinen zum Einsatz, wie MZ RT 125 und BK 350, Jawa, EMW R 35, Zündapp und Triumph. Von den 85 angetretenen Fahrern kamen etliche aus West-Berlin. Die Disziplin wurde vom IMS ins Leben gerufen. Die Zeitschrift hatte in der Ausgabe 16 die Ausschreibung für die neue Disziplin und für diesen ersten Wettbewerb veröffentlicht. In den Sechziger Jahren gab es für die seriennahen Maschinen zwei Klassen; bis und über 200 Kubikzentimeter. In den Siebziger Jahren gab es für Serienmaschinen drei Klassen; C bis 200ccm, D über 200ccm und E bis 100ccm. Die Geländemaschinen wurden in Klasse A bis 200ccm und B über 200ccm eingeteilt. Später nannte man diese Spezialmaschinen und in den Achtzigern wurden diese Klassen in Ausweis und Lizenz getrennt.

Technik Serienmaschinen

Trial in Lößnig

Trial mit seriennaher CZ in Leipzig-Lößnig 1983

Die Euro oder Ruttloff-Jawa

Euro Ruttloff-Jawa Mühlberg 2025

Euro oder Ruttloff-Jawa in Altenau 2025

Das ganz besondere am Trial in der DDR ist der Fakt, dass es keine Trialmotorräder im Handel zu kaufen gab und auch im Prinzip keine importiert wurden. Die Sportler mussten sich ihre Wettbewerbsmaschinen selbst herstellen. Günter Ruttloff, die Gebrüder Gyra und Frank Böttcher stellten leistungsfähige Spezialmaschinen auf die Räder.

Technik der Gyra-MZ

Gyra-MZ von Jens Lichy in Mühlberg 2025

Gyra-MZ von Jens Lichy in Altenau 2025

Die MZ von Frank Böttcher

Eigenbau auf Basis MZ

Quellen: Menke, Gernot;  https://www.gernot-menke.de/die-entstehung-des-trialsports-als-ein-motorradsport/                                    Oettinger, Steffen; Deutscher Trialsport, Weltspitze in den 1960er Jahren, Trialsport Verlag, 2018; in Trialsport 541                                  Täger, Harald, Wirth, Wolfgang, Geyler, Stefan, Motorsport in der DDR, Automobil- und Motorradsport von 1949 bis zum Mauerfall, GeraMond Verlag GmbH, München, 2014                                                                                                                                                           Trial Berlin hat begeistert!, Illustrierter Motorsport, September (II) 1957