Vorgeschichte
Vor dem 2. Weltkrieg wurden mit Touren- und Sportwagen nicht nur auf Straßen und Rennkursen Rennen gefahren, sondern auch auf unbefestigten Bahnen. Der eisenacher Rennfahrer Bobby Kohlrausch siegte mit den kleinen Dixi-Rennwagen beispielsweise auch beim Graßbahnrennen München/Riem 1931 und auf dem gefrorenen Eibsee im Jahr 1932. Der spätere DDR-Formel III-Meister Willy Lehmann siegte mit seinem Kleinrennwagen 1951 auf der Trabrennbahn in Panitzsch. Aus Großbritannien gibt es etliche verschiedene sich leider auch widersprechende Angaben darüber, dass irgendwo zwischen 1947 und 1952 das erste Autocross-Rennen stattgefunden haben soll. Einige Monate nach der Premiere in Österreich wurde der erste Wettbewerb in Deutschland am 16. März 1969 im hessischen Schlüchtern ausgetragen. Bei den ersten Rennen siegten Rallye-Fahrzeuge, wie Renault Alpine und Porsche 911. Neben den Tourenwagen (Division 1) gab es im Europa-Cup Buggys ohne Hubraumbeschränkung. Da gab es beispielsweise Achtzylinder-Chevrolet-Motoren mit 7,5 Litern Hubraum. Doch die motorsportverrückten Tschechen und Slowaken mischten auch hier erfolgreich mit. Mit getunten Sechs- und Achtzylinder-Tatra-Motoren konnten sie mithalten, vor allem als 1984 der Hubraum auf 3500ccm beschränkt wurde. Im Jahr 1985 wurde der Allradantrieb von der FIA zugelassen. Schon 1961 hatte der Brite Howard Parkin mit seinem allrad-getriebenen Canonball Maßstäbe gesetzt.
![]() VW-Buggy, von Alf van Beem – Eigenes Werk, CC0, via commons.wikimedia.org |
Buggys
Der VW-Käfer war in den USA in den Sechzigern weit verbreitet. Mit der Technik der Plattform mit Kurbelachse vorn und leichtem luftgekühlten Hecktriebwerk bauten junge Leute coole Fahrzeuge mit Kunststoff-Karosse, um damit an den Strand oder ins Gelände zu fahren. Bald gab es Bausätze und Kleinserien der auch Buggys genannten “Strandflöhe”. Einige wollten mehr als nur das Surfbrett damit zum Strand zu fahren. Manche der Strandhüpfer wurden getunt und beispielsweise beim “Baja-California-Rennen” durch die Wüste der westamerikanischen Halbinsel eingesetzt.
Die Entwicklung in der DDR
In der DDR fühlte sich die Partei- und Staatsführung für so gut wie alles verantwortlich und wurde auch von einigen für so gut wie alles verantwortlich gemacht – selbst für das Wetter. So wurde auch in Gremien beraten, ob man die Etablierung einer neuen Motorsport-Disziplin befürworten solle oder nicht. Die Lenker der Planwirtschaft sahen sofort Probleme beispielsweise bei der Ersatzteilversorgung der Bevölkerung. Wenn hundert Motorsportler je zwei Kolben mehr brauchten, blieben 100 Trabis möglicherweise Monate länger stehen. Die Menschen würden Eingaben schreiben. Aber am Ende gab es Vieles nicht wegen, sondern trotz der Plankommission. Nach der Ablösung Walter Ulbrichts durch Erich Honecker zog sich die DDR aus vielen internationalen Motorsport-Disziplinen zurück. Auf dem Sachsenring wurden die Weltmeisterschaftsläufe nicht mehr ausgetragen. Wie konnte man dennoch spannende Wettkämpfe organisieren? Nachdem in der CSSR der Autocross-Sport schon eine breite Basis gefunden hatte, stellten die Brüder Jürgen und Günter Koch auf dem Bergring Teterow im Jahr 1973 einen ersten Buggy auf Basis des Trabant vor. Die Zuschauer waren begeistert. Auf dem 4. Verbandstag des ADMV 1974 in Berlin wurde über die neue Disziplin Autocross diskutiert. Vizepräsident Schlimper und Generalsekretär Thom befürchteten weitere Bedarfe und Ersatzteilmangel. Der schon recht betagte Präsident Egbert von Frankenberg verstand jedoch mit seinem Hörgerät Teile der Diskussion nicht richtig. Bei einem Interview im DDR-Fernsehen berichtete er, dass eine Disziplin ins Leben gerufen werden würde. “Alte Autos werden umgebaut und fahren dann auf Strecken, wie beim Cross…”, sagte er und damit gab es kein Halten mehr – Fünfjahrplan hin oder her. Im Jahr 1975 berief der ADMV eine Kommission unter der Leitung von Werner Korth, die Bauvorschriften für die neuen Wettbewerbsfahrzeuge entwickelte. Autocross-Wettbewerbe mit Tourenwagen sollte es wegen der Ersatzteil-Situation nicht geben. In drei Klassen sollten Eigenbau-Buggys mit Motoren und Getrieben aus der Produktion der Staaten des RGW gegeneinander antreten.
mehr zur Technik und den Klassen
Quellen: https://www.autocross-history.at/ https://de.wikipedia.org/wiki/Autocross . Täger, Harald, Wirth, Wolfgang, Geyler, Stefan, Motorsport in der DDR, Automobil- und Motorradsport von 1949 bis zum Mauerfall, GeraMond Verlag GmbH, München, 2014 Riefke, Erwin; Buggies, Illustrierter Motorsport, 8. 1973