.

Euro beim Wintertrial Wechselburg 1978, Foto: D. Kleiner

Moto-Cross oder Geländesportmotorräder gab es in der DDR meist nicht im Laden zu kaufen. Kleinserien-geländemaschinen von Simson und MZ wurden an im ADMV organisierte Sportler verkauft, auch einige Jawa-GS und CZ-Moto-Cross Maschinen. Doch solches Material wahr rar und nicht billig zu haben. Günter Ruttloff aus dem Karl-Marx-Städter Stadtteil Euba ging einen anderen Weg. Auf Basis des Jawa/CZ Serien-Motors mit 175ccm und MZ ES 250-Zylindern baute er mindestens 60 der Euro genannte Triebwerke und etliche Trialmaschinen. Der Name setzt sich aus EUba, Ruttloff und Original zusammen. Das Kunststück bestand darin, spezielle Alu-Zylinderfüße auf die beiden Motorgehäusehälften aufzuschweißen, um die Montage des MZ-Zylinders zu ermöglichen. Dabei war neben den Basen der Überströmer auch die beiden Dichtflächen; eine horizontale zum Zylinder und die vertikale der beiden Motorgehäusehälften genau als Dichtflächen zu bearbeiten. Das Triebwerk vereinte nun recht hohe Leistung auch schon im unteren Drehzahlbereich der MZ mit der geringeren Masse der Kurbelwelle der Jawa/CZ. Die haben die Kupplung bekanntlich auf der Vorgelegewelle. Dadurch dreht der Motor schneller hoch. Diese Kupplung war gut zu bedienen, das Getriebe im Prinzip unkaputtbar. 

Frank Borchers Euro Altenau 2025

Frank Borchers Euro in Altenau 2025

Euro Detail Motor Mühlberg 2025

Detail Motor mit sauber eingeschweißten Zylinderfuß

Euro Detail Motor Mühlberg 2025

Euro Detail Motor Umlenkrolle Kupplungszug 

Euro Detail Radnabe hinten Mühlberg 2025

Euro Detail leichte Radnabe hinten 

Ein weiterer Vorteil war, dass der Schalthebel – nach hinten gelegt – als Kickstarter diente. Interessant ist die Detaillösung des Kupplungszuges mit einer Umlenkrolle am Zylinder. Die Kupplung der Euro ist besonders leichtgängig. Die Motoren der Jawa 175 waren mit der CZ 175 im Prinzip baugleich. Die Motorräder waren sich ebenfalls sehr ähnlich. Doch der Rahmen der Jawa ist aus Vierkant-Profil, der der CZ aus Stahlrohr. Günter Ruttloff fertigte auch ganze Motorräder und Bausätze. Oft komplettierten die Trial-Sportler die Fahrgestelle nach ihren Wünschen und Möglichkeiten. Der Motor verleiht dem Rahmen zusätzliche Stabilität, weil das obere Rohr vom Steuerkopf mit dem Zylinderkopf verschraubt ist. Von da ab wurde der Jawa-Rahmen durch einen leichten Hinterbau ersetzt. Der Radstand wurde durch eine leichte kürzere Schwinge verringert. Oft kamen kleine leichte selbstgebaute Radnaben oder Jawa-Mustang Bremstrommel vorn zum Einsatz. Andere komplettierten die Bikes mit MZ-GS-Rädern.  Damals wurden Tanks oder Tank-Sitzbank-Kombinationen aus GFK angefertigt. Von Ruttloff später für Classic-Trial Nachgefertigte haben einen Blechtank.

Euro Trial-Motorrad

Euro Trial-Motorrad mit Kunstoff-Tank im Enduro-Museum Zschopau

Euro 89 Günter Ruttloff MZ

Euro 89 von Günter Ruttloff im Enduro-Museum Zschopau

 

Euro 89 auf Basis Motor “kleine ETZ”

In der Saison 1989 trat Günter Ruttloff mit einem sehr innovativen neuen Eigenbau zur DDR-Meisterschaft an. Der Motor basierte auf der ETZ 125/150 mit 58 mm Hub und Fünfganggetriebe. Er wurde mit einem Zylinder mit 76 zum Kurzhuber mit 263 Kubikzentimetern.

Euro 89

Motor der Euro 89

Im leichten, flach bauenden Rahmen befindet sich ein Zentralfederbein.Das Vorderrad wird von einer in Stahl gefertigten Upside Down-Gabel geführt. Die Gleitrohre sind mit der Gabelbrille verschweißt, was die Konstruktion verwindungssteif macht. Es ist meines Wissens die einzige in der DDR hergestellte Telegabel dieser Bauart. Das Fahrzeug mit Scheibenbremsen wurde von ihm von 1989 bis 1992 bei der DDR-Meisterschaft und der Deutschen Meisterschaft im Trial eingesetzt. Im Jahr 1990 nahm Günter Ruttloff damit am legendären Scottish Six Days Trial teil.

Euro 89

Scheibenbremse und Uside Down-Gabel an der Euro 89