“Was hat Pößneck mit Motorradrennsport zu tun?”, fragte kritisch ein User kurz nach der Veröffentlichung eines meiner ersten kurzen Videos über die Veranstaltung auf Youtube in einem Kommentar. Hmm, tja…grübel… Meine Antwort nehme ich gleich mal als Einstieg und vermeide eine eventuell drohende Schreibblockade. “Einiges!”, schrieb ich keck und fing an zu erklären; ” Es gab in der DDR neben den großen Strecken, wie Schleiz oder Sachsenring viele Weitere. Das waren nicht nur Bergrennen, sondern in der Anfangszeit auch Stadtkurse. Meine Mutter ging beispielsweise begeistert zum Leipziger Stadtparkrennen. Walter Ulbricht soll für jeden Bezirk in der DDR eine eigene Rennstrecke gefordert haben. Einige Rennen gab es jedoch nur ein einziges Mal, so das in Pößneck im Jahr 1952. Der Hauptgrund für das vor allem bei den Tourenwagen große Starterfeld bei der aktuellen Veranstaltung war aber, dass das Ziegenrücker Bergrennen nicht durchgeführt werden konnte. In einer Zeit wo die Organisation von Motorsportveranstaltungen immer schwieriger, oft sogar unmöglich wurde, kann das Engagement des MSC Pößneck, der Verwaltung der Stadt und vieler freiwilliger Helfer gar nicht hoch genug geschätzt werden.” Was ich bei dieser Antwort erstmal noch nicht weiter ausgeführt hatte, war der Umstand, dass bei diesen frühen Rennen die Motorradfahrer mutmaßlich aus finanziellen Gründen weitaus zahlreicher waren, als die Gilde der Automobilrennfahrer. Das müsste man jüngeren Leuten vielleicht erst mal erklären. Heute sind Leute mit mehr Geld und vielleicht etwas weniger Mut in der Mehrzahl. Zudem wurde die Thüringen-Rallye in den letzten Jahren aufgrund “einer Art Seuche” mehrmals untersagt. Die Rallye-Piloten nahmen die neuen Veranstaltungen ebenfalls gern an.

Lutz Krampitz vor weiteren Trabant-Tourenwagen beim 4. Pößnecker Straßenrennen

Das Ziegenrücker Bergrennen fand ich sehr attraktiv. Ich konnte schöne Aufnahmen beispielsweise von einem seltenen Framo Stromer und einigen MZ RE 125 machen. Vielleicht gibt es bald weitere Bergauffahrten. Aber; Rundkurse durch Pößneck gab es vorher als Sonderprüfungen der wunderbaren Thüringen-Rallye. Der Rundkurs hat also durchaus schon eine lange Tradition. Aber erst jetzt sehe und höre ich weitere Aspekte. Als eigentlicher Tierfotograf bewege ich mich weitgehend unerkannt, still und schlicht durch den Biotop. Das Geraune und andere Äußerungen der oft recht fachkundigen Lebensformen belegen, dass m.E.  ein Großteil der Stadt-Population von – sagen wir mal – Begeisterung betroffenen ist. Die kleine thüringische Stadt ist zudem einerseits mit der Nähe von Arbeits- und Wohnstätten geprägt, die in der Zeit der frühen Industrialisierung (und auch noch in der DDR) typisch war, aber auch von einer fast idyllischen Tallage mit wunderbaren weit dem Streckenverlauf folgenden Ausblicken, Terrassen, Brücken, Galerien – kurz; selten hat der Zuschauer so gute Ausblicke auf mehrere Kurven einer Streckenführung. Das Rennen ist echt cool, die Durchführung perfekt! Es sollte viele Nachfolger haben. Macht unbedingt weiter!”

Martin Jäkel aus Hirschaid auf sehr schneller Kawasaki ZXR 750 einer Serienmaschine

Im Ford Modell A Speedster muss Markus Ranglack beherzt am Lenkrad zerren.

Videos der Veranstaltung

Hier erstmal eine kleine Auswahl von Fotos:

Der Ungar Szilard Szabo im Drift mit Lada 2105	“Häuserkampf”: Rico Heurich im VW Golf II 16V
Mit unverkennbarem Sound: Wartburg Rallye-Fahrzeuge in der Spitzkehre in Pößneck 2023
Eine große Vielfalt bei den Tourenwagen am Vorstart in Pößneck 2023	Thomas Sachse im Polski Fiat 125p vor Karl u. Helga Haase im Moskvich 2140 SL mit beachtlicher Schräglage.
Bilderstrecke der Veranstaltung auf meinem Account bei Flickr (in Arbeit)