100 Jahre Lückendorfer Bergrennen
Im Rahmen der “Sachsenfahrt” am 2. und. 3. Juni 1923 wurde erstmals das Lückendorfer Bergrennen ausgetragen. 79 Automobile und 68 Motorräder starteten in Chemnitz und fuhren durch das Vogtland, das Erzgebirge und die Sächsische Schweiz auf Fahrstrecken bis zu 415 Kilometern nach Zittau. Am 3.6. gab es zwischen Hirschfelde und Ostritz ein Flach- und zwischen Eichgraben und Forsthaus Lückendorf ein Bergrennen.
Seit September 2022 hatten die Organisatoren vom MC Robur Zittau e.V. das Jubiläumsrennen in allen Einzelheiten geplant und wie immer perfekt organisiert. Nur das Wetter konnten sie nicht beeinflussen. Hatte es in den Tagen davor schon geregnet, regnete es nun von Sonnabend früh an ohne Unterlass. Die Bergrennstrecke hinauf nach Lückendorf ist eine Naturrennstrecke – und was für eine. Sie ist in der Tat von malerischer Natur- und Kulturlandschaft umgeben. Obwohl alle Wege und auch die Gräben, Bachläufe und die Brücken darüber in gutem Zustand waren, wurden die Flächen im Fahrerlager auf idyllischen kleinen Waldwiesen immer nasser. Auch auf der Rennstrecke selbst, die in sehr gutem Zustand war, gab es aber gerade an Neigungswechseln und einigen anderen Stellen kleine Wasserläufe. In den Fahrerbesprechungen wurde auf die Gefahren mehrfach hingewiesen. Trotzdem gab es etliche kleinere oder größerer “Rutscher”. Bei einem solchen “Ausritt”, der trotz allem, wie jeder Rennfahrer weis, passieren kann, wurde ein Motorradpilot verletzt und musste mit einem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht werden. Das Rennen wurde für zwei Stunden unterbrochen, aber dann weiter fortgesetzt. Trotz des schlimmen Wetters säumte zahlreich oft fachkundiges Publikum die Strecke um seltene Oldtimer und Rennfahrzeuge aus 103 Jahren Fahrzeug- und Renngeschichte in Aktion zusehen. Die beiden Läufe ab Mittag verliefen ohne besondere Vorkommnisse. Ältestes Fahrzeug war ein Wanderer W3 Baujahr 1920, also über hundert Jahre alt, trotzte er und sein Fahrer Bernd Krzyzaniak der Wasserflut.
Es regnete die ganze Nacht und auch am Sonntag weiter, teilweise recht stark. Es war abzusehen, das bald im Fahrerlager Zustände wie beim “Schlick-Metall-Festival” in Wacken herrschen würden. Die Hoffnung der Veranstalter, dass der Wettergott vielleicht ein Einsehen haben würde, erfüllten sich nicht. So musste bei der Fahrerbesprechung am Sonntag Morgen schweren Herzens der Abbruch der Veranstaltung verkündet werden. Am Mittag fand dann die Siegerehrung statt, wo die beiden Wertungsläufe an Sonnabend bewertet wurden.
Dennoch gab es am Sonntag interessante historische Technik zu sehen, die trotz Regen das Zittauer Gebirge auf verschiedenen Strecken bergauf- und auch wieder bergab fuhr. Das Bergrennen war mit weiteren Events im Rahmen der Veranstaltung “Historik Mobil” verbunden, die bereits zum 17. Mal stattfand. Mit fünf verschiedenen historischen Zügen konnte man von Zittau über Bertsdorf nach Oybin und von Bertsdorf nach Johnsdorf fahren. In Johnsdorf gab es eine Oldtimerschau und eine Ausstellung von Feuerwehren und ihrer Technik zu sehen. In Oybin fand eine Zweiradtreffen der Marken Simson und Jawa statt. Historische Busse verkehrten zwischen diesen Orten sowie Eichgraben und Lückendorf. Für das leibliche Wohl der Besucher war an allen Haltestellen gesorgt. In Bertsdorf fand ein regelrechtes Volksfest mit Blasmusik der “Mährischen Vagabunden” statt. Statt dem Dröhnen von Verbrennungsmotoren lauschte ich nun dem Schnaufen der sehenswerten Dampflok-Oldtimer, passend begleitet von Walzern und Polkas eines hörenswerten Blasorchesters. Ich sah seltene Oldtimer, wie einen Granit 27 Omnibus und nahm wunderschön hergerichtete Umgebindehäuser in Augenschein. Die Oberlausitz ist auch im Regen schön.
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