IFA-Oldtimertreffen in Werdau 2019
Am Werksgelände der Spedition Schumann und auf der breiten Westtrasse, die für die Veranstaltung zwischen Greizer Straße und Abfahrt Leubnitz gesperrt wurde, stellten etwa 500 meist private Aussteller mindestens ebenso viele historische Nutzfahrzeuge aus – Fahrzeuge, mit denen einst in der DDR der Güterverkehr auf der Straße bewerkstelligt wurde. (Insider wissen eventuell noch, dass der Güterverkehr über längere Strecken per Gesetz auf der Schiene zu erfolgen hatte.) Die Veranstaltung, die am Wochenende zum zweiundzwanzigsten Mal stattfand, ist die größte ihrer Art in Deutschland. Werdau wurde nach dem 2. Weltkrieg zur Heimstatt der großen LKW. Hier wurden Lastwagen, wie S 4000, G 5, H 6, sowie die H 6-Busse gebaut, und der berühmt-berüchtigte Einheits-LKW W 50 entwickelt. Bei diesem Treffen waren diese Typen in fast allen erdenklichen Aufbau-Varianten zu sehen. Sehenswert war auch eine erlesene Auswahl von Nutzfahrzeugen aus dem damaligen sozialistischen Ausland, wie Csepel, Jelcz, Kraz, Ikarus und Gaz. Beeindruckend war beispielsweise die sowjetische Schneefräse auf einem SIL 157-Fahrgestell. Das leistungsfähige Schneegebläse wurde von einem Panzermotor angetrieben, der auf der Ladefläche eingehaust war. Der Schneeräum-Oldtimer aus den fünfziger Jahren braucht einen Leistungsvergleich mit modernen Geräten, z.B. auf Basis des Unimog, keineswegs zu scheuen. Er wirft den Schnee auch heute noch und auch deutlich weiter. Raritäten waren für mich persönlich der kleine Ikarus 211 mit W 50 Aggregaten und ein russischer “Ur-Jeep” GAZ 67. Am Sonntag 13.00 Uhr starteten hunderte Nutzfahrzeug-Oldtimer zu einem Fahrzeugkorso durch die Stadt. Tausende Besucher aber auch tausende Einwohner winkten, riefen oder sahen wenigstens begeistert aus den Fenstern ihrer Wohnungen. Kein einziger beschwerte sich über “dreckige Diesel”. Viele der “gelernten DDR-Bürger” kennen noch den Unterschied im Kraftstoffverbrauch zwischen Robur LO und LD. Einige wissen vielleicht noch, dass beispielsweise sowjetische SIL-Fahrgestelle mit EM 4 Dieselmotoren umgerüstet wurden und danach etwa 30 Prozent weniger Kraftstoff verbrauchten. Um einen nennenswerten Anteil des heutigen Verkehrs zu elektrifizieren, müssten die Kapazitäten aller Stromnetze massiv erhöht werden. Ich sehe dazu in der Politik weder einen sinnvollen Plan, noch die Fähigkeit einer realistischen Einschätzung. Wenn der dafür notwendige Ausbau der Stromnetze mit der selben Geschwindigkeit wie der Ausbau des schnellen Internets erfolgt, werden Nutzfahrzeuge mit Selbstzündern noch sehr lange Zeit unverzichtbar sein.
Video: Start zum Abschlusskorso des IFA-Oldtimertreffen in Werdau 2019 – der wohl grössten Versammlung von DDR-Nutzfahrzeugen und ihren Fans überhaupt.
Bilderstrecke des Treffens:
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