Aufforderung zur Mitarbeit
Von 1978 bis 1990 war ich Mitglied des MC Leipzig im ADMV der DDR. Die Jahre der aktiven Teilnahme an DDR-Meisterschaften und DDR-Bestenermittlungen waren die schönsten meines Lebens. Ich möchte sie nicht missen. Vor einiger Zeit „googelte“ ich „MC Leipzig“, um vielleicht Interessantes zu diesem einst großen Verein mit vielen Aktiven in so vielen Motorsportdisziplinen, zu seiner beeindruckenden Reihe von DDR-Meistern; oder der international bedeutenden „Messerallye“ zu finden. Das einzige, was ich auf den ersten Seiten der Suchmaschine fand, war der „MC Leipzig“ der Hells Angels!
Nun gut – als wir vom Zeltplatz unseres Enduro-Trainingslager im thüringischen Zöllnitz zu den Eisdielen in Bürgel fuhren, hatte das schon etwas von „Easy Rider“, wenngleich sich das Grün des Thüringer Waldes etwas von den offenen Landschaften der USA unterschied. Desweitern fuhren wir mit Ausnahme der „Roll´schen Gelände-AWO alle Zweitakter. Die Bilder im Kopf, vor allem beim Bier und beim Sound Im Jugendclub des Dorfes am Rande Jenas, assoziierten wir aber dennoch mit einer Art „Outlaw-Feeling“. Die Thüringerinnen gaben uns dazu auch das Gefühl etwas Besonders zu sein. Kaum zu glauben, dass all das in massivem Training mündete, mit dem unsere neu gekürten Sektionsleiter Rainer Schäfer und Dieter Kleiner aus der chaotischen Schaar der leipziger „Moped-Rocker“ eine Enduro-Mannschaft für Bezirks- und DDR-Meisterschaften formen wollten. Die beiden haben aber echt positiv gedacht und erstaunlicherweise Recht behalten. Der MC Leipzig führte zwar in Folge die Bestenlisten des Enduro-Sports nicht an, war aber überall dabei. Rechnet man die Handikaps bei den Trainingsmöglichkeiten und das zur Verfügung stehende Material mit ein, haben wir uns wacker geschlagen, wenngleich es auch bemerkenswerte Anfälle von „Rockerhaftigkeit“ gab. Ein Teilnehmer beim DDR-Meisterschaftslauf in Dahlen musste die schnelle Fahrt über das wellige, schlammige Gelände unterbrechen, um den offenbar immer noch alkoholhaltigen Mageninhalt zu erbrechen. Er war aber nicht wesentlich länger unterwegs als die anderen.
Ein Berührungspunkt mit den „Neuzeit-Rockern“ findet sich leider im Stadtviertel. Unsere bis 1990 stark frequentierte Geschäftsstelle (Wer war nicht fast jeden Dienstag 18 – 19 Uhr dort bei Fritz Rittmann und Volker Schultz?) befand sich in der Rosa-Luxemburg-Straße, nur wenige hundert Meter von den heutzutage nicht nur mit Fäusten und Stichwaffen ausgetragenen Scharmützeln der „BRD-Rocker“ entfernt. Die Schießereien zwischen jenen und einem (für mich absurderweise) völlig motorradlosen Verein anatolischer “EingewanderterInnen” führten medienwirksam zum Versuch der Etablierung einer „Waffenfreien Zone“ um die Eisenbahnstraße – allerdings einigermaßen erfolglos. Das Gekasper dieser … verunglimpft den fairen Sport, den wir in unserem Verein jahrzehntelang betrieben haben. Diesem Missstand der Begrifflichkeiten in der Sport-und Stadtgeschichte müssen wir – finde ich – abhelfen. Von einem Meistertitel im Motorradrenn-, Enduro-, Moto-Cross-, Rallye, oder „Sonstwas-Sport“ habe ich noch von keinem dieser „Rockerclubs“ gehört. Ich bin natürlich für vieles offen und lasse mich gern überraschen.
Seit einiger Zeit versuche ich Interessantes zum Thema Motorsport in der ehemaligen DDR auf meiner Web-Site www.motorostalgie.de zu publizieren. Leider bin ich bis jetzt einfach zu zurückhaltend und zu langsam. Fritz Rittmann, der die gute Seele des MC Leipzig war, starb, bevor ich wieder Kontakt zu ihm aufnahm. Lutz Heinicke interviewte ich, bevor ich selbst mit schwerer Krankheit ins Krankenhaus musste. Als ich von der Reha nachhause kam, überbrachte mir Andreas Haubenreißer die Nachricht von seinem Tot. Ich bin echt zu langsam! Einige Aktive haben wunderbare Zeugnisse unseres Sportes abgeliefert. Horst Ihling erstellte Dokumente nicht nur über den Rallye-Sport. Wunderschöne Zeitkapseln lieferten, Lutz Weidlich, Hendrik Medrow, Harald Wirth, Stefan Geyler und viele andere. Immer mehr der von uns „Einst-bis-1990-Aktiven“ sehen dem Finale entgegen. Mein Ansinnen ist es, das mannigfaltige soziale Leben in den Vereinen der Nachwelt zu dokumentieren. Was wäre ich geworden, ohne all diese Förderer, väterlichen Freunde, Kumpels und Konkurrenten? Vielleicht ein Asso, ein „Rocker ohne Bike“? Doch ich hatte Glück. Ich wuchs unter Euch auf! Helft mir, die Vielfalt der Aktivitäten im ADMV darzustellen. Meldet Euch! Nun ist auch unser Held Volker Beyer von uns gegangen. Immer mehr zerrt die unerbittliche Macht der biologischen Gesetze an den Überlebenden unserer ADMV-Epoche. Wenn Euch meine HP nicht gefällt, dann schimpft! Redet mit mir! Ich will, auch wenn ich vielleicht – auch in diesem Fall – ein Dilettant bin, dieses wunderbare Erbe bewahren. Unter der Rubrik ADMV soll hier eine geografische Gliederung entstehen, in der am besten alle Vereine des ADMV, die es gab verzeichnet und mit Informationen vor allem mit Bildern dargestellt werden. Wir sollten das unbedingt tun!
Mathias Hoffmann
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