Bus der Fritz Fleischer KG in Aktion
Video: Fleischer-Omnibus-Oldtimer
Vor einiger Zeit war ich, wie so oft, beruflich auf Autobahnen unterwegs. Auf der A 38 sah ich einen seltenen Oldtimer in zünftigem Einsatz. Der wunderschöne Bus der Fritz Fleischer KG Gera war im Sinne seines Erschaffungszweckes unterwegs – er transportierte Reisende. Die Reisebusse der geraer Privatfirma waren zu ihrer Zeit und auch noch danach für ihre Qualität, Zuverlässigkeit und ihrem Komfort bekannt und beliebt. Die Wirtschaftsweise in der DDR setzte jedoch ihrer Verbreitung Grenzen. So sind höchstens etwa 1000 Stück der verschiedenen Typen (S 1 bis S 6) entstanden. Laut RGW-Beschlüssen wurde dem kleinen Land der Bau “richtiger” LKW und Reisebusse regelrecht untersagt. Busse mussten aus Ungarn bezogen werden. Ikarus lieferte aber regelmäßig 1000 Stück pro Jahr zu wenig. Der Bau des Omnibusses H6B auf Basis des LKW H (Horch) 6 (t) musste in Werdau im Jahr 1959 eingestellt werden. Mit dessen Aggregaten (Motor, Getriebe, Achsen) baute Fritz Fleischer seit dem Jahr moderne Busse mit selbsttragender Karosserie. Die aus dem H6 entwickelten “Schönebecker Motoren” leisteten zunächst 150, später 190 PS. Insbesondere viele Reisebusse wurden nach Kundenwunsch gebaut und ausgestattet. Toiletten, Schlafsitze, Tischchen, TV- und Audioanlagen konnten eingebaut werden. Laut RGW-Vorgaben entstanden die Fahrzeuge in einer Art rechtlicher Grauzone. Da es sie eigentlich nicht geben durfte, bekamen sie keinen neuen Kfz-Brief. Die Kunden mussten irgendeinen alten Bus verschrotten. Der Kfz-Brief des Schrotts war die rechtliche Grundlage des “Reparaturumbaus”. Hauptsächlich private Busunternehmer ließen sich so ihre Busse neu aufbauen, da sie beim staatlichen Handel keine neuen Ikarus-Busse bestellen konnten. Die meisten Busse entstanden in den sechziger Jahren. Die Materialversorgung war äußerst problematisch. Viele Kunden besorgten Aggregate für ihren Neuaufbau aus alten H6 LKW. Im Zuge der größten wirtschaftlichen Fehlentscheidung der SED wurde die Firma im Jahr 1972 verstaatlicht und im Oktober 1973 Fleischer als Betriebsdirektor abgesetzt. Seit dem wurden kaum noch Busse gefertigt. Der begabte Chefkonstrukteur der Firma Martin Seipolt hatte schon Jahre vorher resigniert und war in den Westen zur Firma Kässbohrer gegangen und nicht ganz unwesentlich an der Konstruktion der Setra-Busse beteiligt. Setra steht für selbsttragend, auch das Konstruktionsprinzip der Fleischer-Busse. Das Video zeigt, wie zügig der vermutlich etwa 50 Jahre alte Oldtimer unterwegs ist.
Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Fleischer
Die S5- Busse hatten nur 190 PS. Wurde eine Komforteinrichtung (u.a. Toilette) eingebaut, musste aus Platzgründen auf den luftgekühlten Schönebecker Motor mit nur 150 PS gegriffen werden- natürlich nicht viel für das 12 m- Schiff.
Ein Probeexemplar eines 8-Zylinder-V aus Nordhausen stand (etwa 1987)bereit zum Einbau. Dieses Vorhaben wurde leider untersagt, da eine Weiterentwicklung dieses Motors von oben her verboten wurde
Wieder was gelernt! Vielen Dank für die interessanten Infos.
Am 18. 7. 2021 sendete der MDR im Thüringen Journal einen Beitrag über ein Treffen von Besitzern von Fleischer-Omnibussen: link:https://www.mdr.de/video/mdr-videos/f/video-537020.html