Junggebliebene
Von Flugplatzrennen, Rallyelegenden, Trial und mehr
Mein Kumpel Bernhard ist schon seit einigen Jahren eigentlich in Rente. Trotzdem fährt er noch LKW, um Geld dazuzuverdienen. Er hat unzählige Oldtimer, die in einigen Hallen und Garagen stehen. Etliche sind fahrbereit, einige für den Strassenverkehr zugelassen und angemeldet. Er nimmt mit verschiedenen Fahrzeugen regelmäßig an Veranstaltungen des ADMV Classic Cup und auch an Rennen ganz anderer Disziplinen teil. Besonders seine “Pappen” sind bei Rallyes, Berg-, Autocross- , Stockcar- und sogar Speedwayrennen zu sehen. Beim Flugplatzrennen in Oehna am 24. und 25. Mai zeigte er, dass man für brutalen Fahrspaß weder Millionär, noch Besitzer eines hunderte PS starken Boliden sein muss. Ein wenig älter ist Ralf Schaum aus Teicha. Er leidet an einer entsetzlichen Krankheit, aber er gibt einfach nicht auf! Nach schwerer Operation gerade wieder auf den Füßen, baut er an seinen Projekten weiter. Ich traf ihn vor der ADAC Sachsenring Classic in Teicha, wo er Willi Lehmanns SEG weiter in den Originalzustand zurück versetzte und seine 50ger für den Sachsenring vorbereitete. Er ist für mich ein wahrer Held. Andere jammern und ningeln endlos ohne wirklichen Grund. Er zieht durch! … und ich ganz und gar meinen Hut.
Wirklich zur Ruhe setzen kann und will Rallye-Weltmeister Walther Röhrl (* 7. 3. 1947) sich auch nicht. Am letzten Wochenende war er Schirmherr des Wartburg-Rallye-Festivals in Eisenach. Eine lange Menschenschlange – als gäbe es Bananen, Rolling Stones LP´s und extra Zollerklärungen (für CSSR und VR Ungarn1) zusammen – schlängelte sich durch die eisenacher Altstadt. Die Massen wollten Autogramme – von ihm, aber auch von vielen anderen Rallye-Legenden. Und da sind wir wieder beim Thema; “Junggebliebene”. Egon Culmbacher gab mit seinen 84 Jahren beim Rallye-Festival noch richtig Gas. Im Rallyesport ist er einer der richtig Großen. Er gehörte zu den 3 (in Worten drei) Teams, welche beim mutmaßlich härtesten Rallye-Weltmeisterschaftslauf ever im Jahr 1973 in Polen im Ziel ankamen. Eine derartige Materialvernichtung hat es nie wieder bei einer Rallye gegeben. Culmbacher blieb. Er fährt bis heute. Materalvernichtung überlebte auch Stromhardt Kraft – die an seinen multipel gebrochenen eigenen Knochen. Monatelang lag er eingegipst im Streckverband. Sein Überleben war etlichen Ärzten unerklärlich. Er beschämt auch bis heute jedes andere Stehaufmännchen. Zunächst einigermaßen skeptisch laß ich sein Buch “Ich wollte Weltmeister werden”. Kraft erzählt gern und nicht wenig. Aber ich kann es nur wärmstens empfehlen. Er schreibt, wie er ist, es ist ein Zeitdokument und liest sich weg, wie der spannendste Krimi. Ich musste es am Stück lesen. Er hat für den historischen Rennsport viel geleistet. Die Geschehnisse um den Untergang der HAIGO, den Übergang zu neuen Serien unter dem ADAC kann ich nicht bewerten. Er versuchte mit einem Treffen am 9. März 2025 in Nossen eine neue Rennserie ins Leben zu rufen. Aber er fährt auch im Alter von 82 weiterhin Rennen. Anlässlich des Flugplatz-Rennens des ADMV in Oehna zeigte er vielen anderen Formel-Fahrern, wo der Hammer hängt – trotz oder gerade durch einige Dreher.
Ich erkenne hier irgendwie; Motorsport hält jung. Am Männertag erforderte es Dieter Kleiner nur wenig des Argumentierens, um mich zu einem unverbindlichen Training vor allem aber zu einer Besichtigung eines Geländes bei Eula im Süden Leipzig zu bewegen. Der Trial-Tainer des MC Post Leipzig e.V. Hartmut Schruttke führte uns ins Gelände ein. Das Gelände ist wunderbar und ich hatte anschließend ordentlich Muskelkater. Am letzten Wochenende gab es in Wismar zwei Läufe zur Ostdeutschen Trialmeisterschaft (OTM) an der auch Trialsportler aus Leipzig und Umgebung teilnahmen. Dabei belegte Michael Debus vom MC Post Leipzig e.V. in der Klasse 5 den zweiten Platz. Ergebnisse
Gebt Gas – bleibt jung!
1 Erklärung für all die, die nicht in der DDR leben konnten, zu jung sind, oder vieles vergessen haben; Zollerklärung: Der Tausch von Währungen war in der DDR stark reglementiert. Individuell Reisende hatten so beispielsweise bei Reisen in die CSSR und Ungarn das Problem, eigentlich meist nicht genug Kronen oder Forint tauschen zu können. Es gab damals ein kleines Formular im A6 Format – die sogenannte Zollerklärung. Zum einen musste man dort bestimmte Waren aufführen, zum anderen konnte man damit bei einer Bank im Ausland noch einmal 100 Mark zum normalen Kurs eintauschen. Der Zettel wurde bei der Bank abgestempelt, damit man ihn nicht noch einmal zum Geldwechsel benutzen konnte. Findige Leute in Leipzig hatten aber irgendwie Zugang zu diesen Formularen und so hatten wir immer einige Extra-Formulare mit dabei. Ungarn und Tschechen waren auf unsere DDR-Mark nicht direkt scharf. Der Schwarzkurs war für uns dadurch meist ungünstig.
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